Lupus et Lupa - Die Melodien der Herzen

Genre: Fantasy

 

Die Melodien der Herzen ist der erste Teil einer ganzen Reihe, die allesamt in der Welt von »Lupus et Lupa« spielen. »Lupus et Lupa« basiert auf einer Geschichte, die Alexia und Fiara gemeinsam geschrieben haben. Allerdings hat sich Alexia das Ziel gesetzt diese Geschichte auch irgendwann direkt als Roman niederzuschreiben. Das erste Kapitel gibt es hier Ausschnittsweise zu lesen.

 

An dieser Stelle sei noch einmal ausdrücklich erwähnt, dass »Lupus et Lupa« mit keinem existierenden Buch, Film oder anderem Medium im Zusammenhang steht. Mögliche Ähnlichkeiten zu bereits existierenden anderen Geschichten in den Medien sind rein zufällig und nicht gewollt. Man möge bitte davon Abstand nehmen und nicht alles in einen Topf werfen. Denn das wäre den Schreibern gegenüber nicht fair.

 

Eine Website zu dieser Geschichte gibt es bereits: secius.jimdo.com 

 

Das Kopieren bzw. Entwenden der Bilder wie auch Texte sind ohne ausdrückliche Erlaubnis von Alexia Drael nicht erlaubt.

 


1. Kapitel - Die Angst vor der Insel (Ausschnitt)

 

„Wenn du glaubst, dass deine Welt verloren ist,
wird etwas Unerwartetes passieren.
Wenn du glaubst, dass dein Leben im Chaos endet,
wirst du sehen, dass es nur ein neuer Weg ist.
Wenn du glaubst, alles verloren zu haben,
wirst du bemerken, dass du Neues gewinnst.“


Worte von Luna

 


1. Die Angst vor der Insel

Kyon

 

Da kommt sie immer näher und näher. Unbarmherzig baut sie sich weiter vor mir auf, wurde größer, schärfer und detaillierter. Das Wanken des Schiffes auf dem ich stand, bemerkte ich kaum. Mein Blick war starr nach vorn gerichtet. Starr auf die Insel, die ich bald betreten würde. Unfreiwillig. Dieses Schicksal blieb mir nicht erspart und ich glaubte zu wissen, dass auf mich die Unterwelt wartete. Die Insel versinnbildlicht für mich den schlimmsten Ort, den es in Caeran geben kann. Den es gibt. Ich konnte nicht weg, würde mich all dem stellen müssen, aber wofür?
Mein Leben wurde vor knapp über einem Monat in einen kompletten Trümmerhaufen verwandelt. Da war die Party, die Musik, dann die Schreie und im Endeffekt der grässliche Schmerz, den ich noch heute im Bein spürte. Ich weiß nicht, was ich getan habe, dass ich so bestraft wurde. Aber als wäre das nicht genug, dass man mich auf die Insel verbannt, ließen mich mitunter die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben in Stich: meine Eltern. Ich weiß noch wie ihr Gesichtsausdruck gewesen war, als mich der Herr, der jetzt neben mir steht, abgeholt und mitgenommen hatte. Sie waren erleichtert gewesen. So unendlich erleichtert, dass ich glaubte, dass ich im letzten Monat für sie eher eine Pest anstatt ein Sohn gewesen war. Und dabei hatte ich nichts verbrochen gehabt! Ich machte keinen Ärger, in dem ich mich mit anderen prügle, Drogen nehme oder bis spät in die Nacht feiere und mich besaufe, um als betrunkener Teeny im Krankenhaus zu landen damit sie mir den Magen auspumpen durften. Ich bin im Dezember erst Vierzehn geworden. Jetzt haben wir Januar, den Dritten. Wintersonnenwende, Neujahr und auch fast die Ferien waren vorbei. Geschenke hatte ich keine bekommen, schließlich bin ich ein Monster. Der Herr neben mir – ich kann mir seinen Namen nicht merken – sah zu mir runter. Doch alles, was er zu sehen bekam, war der Schatten in dem meine goldenen Augen lagen und leer zur Insel starrten. Ich trug eine Mütze, die mich ein wenig vor dem eiskalten Wind schützte, der auch an meinem Schal entlang riss. Meine Finger waren in meinen Manteltaschen verstaut, auf meinem Rücken hatte ich die ganze Zeit die Tasche geschultert, in der mein einziger Trost enthalten war, nämlich meine Gitarre.
»Hach Taris, dass du mir aber auch ja dort aufpasst, hörst du?«, hörte ich eine grelle Frauenstimme sagen und drehte leicht den Kopf, um den braunhaarigen Jungen zu entdecken, der sichtlich angenervt von seiner Mutter zu sein schien. Warum sonst sollte er die großen Kopfhörer über seine stachelige, wuschelige Frisur ziehen und Musik hören? Ich beneidete ihn in dem Augenblick. Meine Eltern waren nicht extra hier her gekommen. Sie waren schließlich froh gewesen alle Verantwortung abgegeben zu haben. Sie wollten mich nicht mehr und das schmerzte mich sehr. Ich drehte mich von der Kleinfamilie weg, nur um das Mädchen zu bemerken, dass sich nicht unweit von mir an die Reling klammerte. Hatte sie genauso viel Angst vor der Insel wie ich oder vertrug sie nur nicht den Wellengang?
»Geht‘s dir besser, Schatz?«, fragte der Mann neben ihr und ich vermutete, dass es sich um ihren Vater handelte. Ich seufzte auf. Weder meine Mutter noch mein Vater hatten mich gefragt wie‘s mir ging. War ich denn wirklich so unerträglich für sie gewesen?
»Daddy, muss ich wirklich … ?«, fragte sie mit einer zerbrechlichen Stimme, die vor Angst bebte.
»Du wirst es sicher dort gut haben … « Lächerlich, dachte ich bei mir. Auf dieser Insel kann es unmöglich gut sein! Ich hörte nicht weiter hin, richtete meinen Blick wieder auf den Horizont und stellte erschrocken fest, dass die Insel schon sehr viel näher war. Ich wollte nicht dort hin, auf keinen Fall! Doch fliehen war mir nicht möglich. Allein schon, weil ich auf einer Fähre mitten auf dem Meer stand. Der Rest der Strecke bis zur Insel verbrachte ich damit mir zu überlegen, ob es nicht doch nur ein böser Traum war. Wahrscheinlich würde der Wecker gleich klingeln und ich würde aufwachen.
Aber dem war nicht so. Oder der Traum verhöhnte mich. Als die Fähre am Steg anlegte, stolzierte ein Mädchen mit kurzem Rock an mir vorbei und betrat die Insel. Sie wirkte sehr selbstbewusst und war es wahrscheinlich auch, sonst hätte sie bestimmt keine violett gefärbten langen Haare. Dass sie zu dieser Jahreszeit einen Rock trug, empfand ich als verrückt. Aber so waren Mädchen wohl. Wenigstens trug sie eine Strumpfhose, sonst hätte ich beim bloßen Anblick Angst gehabt selbst zu erfrieren. Hinter ihr dackelte ein Mann hinterher, der allerhand Koffer und Taschen trug.
Gehörte er etwa zu ihr? Ein Junge, sehr grün im Gesicht, schien es ebenso eilig zu haben von der Fähre zu kommen. Nach und nach verließen die Passagiere das Schiff, nur ich stand noch da bis die Stimme des Mannes mich erreichte.
»Kyon? Na komm … «, rief er mir zu und mir fiel wieder ein, was mir bevorstand. Der Herr hatte schon meinen Koffer genommen und wartete auf mich während ich zögernd als letztes die Insel betrat. Hier stand ich also nun. Es war ein komisches Gefühl. Der Hafen und das dazugehörige Dorf waren klein, wenn nicht gar winzig zu benennen. Eine Ansammlung von Häusern, mehr nicht. Ich erkannte einen kleinen Laden, vielleicht ein winziger Supermarkt oder so was und ein kleines Café schien es hier auch zu geben. Meine Aufmerksamkeit hielt sich nicht lang, da wurde ich schon von herab fallenden Schneeflocken und der Stimme meines Begleiters abgelenkt.
»Alle mal her hören, bitte!«, rief er und erhielt die Aufmerksamkeit aller ausgestiegenen Passagiere.
»Ich bin Cathan Keltora, Lehrer auf dieser Insel, folgt mir bitte einfach.« Er wusste ja wo es lang ging. Eigentlich war die Insel nicht besonders groß, aber ich war nicht der Einzige, der hier neu dazu kam. So setzte sich der Trott in Bewegung Richtung des Waldes. Denn alles, was man hier im Hafen sehen konnte, war das Meer mit dem Sandstrand, die Häuseransammlung und ansonsten türmten sich die Laub- und Nadelbäume hinter dem Dorf auf. Da Winter war und die eisigen Schneeflocken vom Himmel rieselten als Beweis dafür, besaßen die Laubbäume momentan auch keine Blätter mehr. Ergo hieß das, dass viele Skelettbäume zu sehen waren und nur dazwischen die ein oder andere Tanne oder Kiefer. Oder was auch immer für ein Nadelbaum. Ich hatte mich noch nie in der Pflanzenwelt ausgekannt. Wir gingen auf den Wald zu, der den größten Teil dieser Insel einnahm. Ich konnte erkennen, dass sich ein Weg durch oder besser gesagt zwischen den Bäumen entlang schlängelte. Er war nicht besonders breit, aber es reichte aus, dass man getrost zu zweit nebeneinander her gehen konnte. Herr Keltora ging voraus, meinen Koffer schleppend, und ich folgte ihm mit wenigen Abstand, so wie alle anderen hinter uns herkamen. Im regelmäßigen Abstand erhob sich eine alt aussehende Laterne – wahrscheinlich aus dem vorangegangenen Jahrhundert – aus der Erde. Sie waren ausgeschaltet, weil das natürliche Licht ausreichend war, um den Weg zu erkennen. Ich vermutete einfach mal, dass sie damit auch Strom sparen wollten, denn immerhin musste eine Insel selbst für Energie sorgen, oder? Und ich habe nichts davon gehört, dass es hier ein großes Kraftwerk gab. Also irgendwo ein kleines, verstecktes, was ausreichte … ?!
Immer wieder sah ich mich zu den Seiten um. Der Wald machte mich nervös und ich dachte bei jedem neuen Knacken im Unterholz, dass da irgendein Monster heraus gesprungen kam. Doch dem war nicht so, denn unbeschadet erreichten wir das Ende des Waldes und traten heraus. Nein. Das stimmte nicht. Die Insel wurde vom Wald eingeschlossen und in der Mitte davon, war eine sehr große Lichtung auf der sich mehrere Häuser abzeichneten. Meine Nervosität stieg noch um einiges an und sie wurde auch nicht abgeschwächt, als wir der Personengruppe entgegen gingen, die scheinbar schon auf uns gewartet hatte. Als wir stehen blieben, trat eine Frau im mittleren Alter hervor, lächelte und sagte die Worte, die mir einen Schauer über den Rücken jagten und die ich niemals hatte hören wollen: »Herzlich Willkommen auf der Insel Lykos!«
Meine Gedanken überschlugen sich, lachten höhnisch auf und fragten sich wie Willkommen man hier sein konnte.
Auf der Insel der Werwölfe.