Es kommt anders als man denkt

Genre: Fanfiktion

 

Das Kopieren bzw. Entwenden der Bilder wie auch Texte sind ohne ausdrückliche Erlaubnis von Alexia Drael nicht erlaubt.

 


Es kommt anders als man denkt

 

Es war ein heißer Sommertag, weswegen viele ins Schwitzen kamen, kaum das sie die Haustür verließen. Vereinzelte Wölkchen waren zu sehen und wirkten teilweise wie verstreute Voltilamms und der Himmel war so blau, wie die Haut eines Lapras. Ein richtig schöner Tag! Das dachte sich auch Lucy, die schon seit einer Stunde die Stadt verlassen hatte. Erst vor kurzem hatte sie ihr aller erstes Pokémon von ihren Eltern erhalten. Obwohl sie mit ihren fünfzehn Jahren kein Kind mehr war, hatte sie zuvor nie eines selbst haben dürfen. Jetzt war das anders, denn in den Augen ihrer Eltern war sie alt genug, um selbst als Trainer durch die Welt zu ziehen. Doch was wäre sie für ein Trainer, wenn sie nur ein Pokémon besaß? Ziemlich armselig, oder? Obgleich ihr auch der Gedanke gefiel, nur mit ihrem Partner-Pokémon durch die Welt zu reisen, wollte sie ihr Team vervollständigen. Denn je mehr Pokémon man dabei hatte, desto mehr Spaß würde die Reise machen! Aus diesem Grund war sie auf den Weg in den Wald nahe der Stadt. Es gab dort etliche Pokémon und sie würde froh sein, wenn sie nur eines wenigstens fangen könnte. Leider besaß sie noch nicht viel Erfahrung darin. Sie würde sich überraschen lassen, was daraus wurde. Mit eiligen Schritten kam sie dem Wald immer näher, bis zahlreiche Bäume sich um sie herum aufbauten. Sie war sehr aufgeregt.
»Okay, wo seid ihr? Kommt raus, wo immer ihr auch seid!«, murmelte sie vor sich hin und sah sich in alle Richtungen um. Irgendwo würden sich die Pokémon verstecken. Sei es auf den Bäumen, in den Büschen oder sonst wo. Sie würde sie finden! Als würden sie Lucy verhöhnen wollen, flatterte ein ganzer Schwarm von Taubsis über den Baumwipfeln hinweg. Hinauf kam sie nicht. Flug-Pokémon zu fangen dürfte ziemlich schwierig werden. Deshalb ging sie weiter und suchte lieber woanders. Sie würde nur durch den Wald laufen müssen, dann würde schon was auftauchen!
Ganz genau, so musste das sein!
Schön wär’s! Selbst nachdem sie über eine Stunde im Wald herum gelaufen war, fand sie kein Pokémon, was sie hätte fangen können. Entweder flogen sie einfach davon oder versteckten sich so weit in den Baumwipfeln, dass sie dort einfach nicht heran kam. Das war frustrierend. Denn wie sollte sie ihr erstes Pokémon fangen, wenn ihr keines begegnete? Voller Frust darüber, setzte sie sich unter einem Baumstamm. Zum Glück spendeten die Bäume im Wald genug Schatten, trotzdem war die Hitze auch hier nur schwer erträglich. Vermutlich traf sie deshalb auf keine Pokémon – die versteckten sich alle vor dem heißen Wetter! Lucy stöhnte auf. Sie hätte sich einen anderen Tag aussuchen sollen. Kaum hatte sie das gedacht, da schüttelte sie vehement mit dem Kopf.
»Blödsinn! Ich habe nur noch nicht lange genug gesucht!« Wenn sie jetzt schon aufgab, wie sollte das erst werden, wenn sie gegen andere Trainer kämpfte? Da durfte sie auch nicht so schnell aufgeben. Ihr Entschluss war gefasst und deshalb stand sie wieder auf. Sie würde heute ihr erstes Pokémon fangen!
»Ich sollte … «, begann sie und war bereits dabei den Pokéball ihres Partner-Pokémon aus ihrer Tasche zu holen, als auf einmal das Gebüsch, nicht unweit von ihr entfernt, raschelte. Überrascht hielt sie in ihrer Bewegung inne und sah wie ein kleines graues Pokémon unter dem Busch hervor kroch. Es schien sie noch nicht bemerkt zu haben. Das war ihre Chance! Bevor Lucy auch nur noch eine weitere Sekunde verstreichen ließ, holte sie einen leeren Ball aus der Tasche und warf ihn direkt gegen das Pokémon. Es traf dieses am Kopf und sofort wurde es in den Ball gesogen.
»Yuchuuu!«, jubelte sie bereits auf, warf die Arme über den Kopf und war glücklich. Sie hatte ihr erstes Pokémon gefa– Moment! Ihr Freudentanz wurde je unterbrochen, als sie mitbekam, dass nach dem kurzen Wackeln des Balls, das Pokémon wieder heraus kam. Es sah sie erschrocken an, dann lief es weg.
»M-m-moment mal! So war das nicht gedacht! Stehen geblieben!«, rief sie dem Pokémon hinterher und rannte los.
Nein-nein-nein!
Sie wollte es nicht entkommen lassen. Das war doch ihre erste Chance seit Stunden! So schnell sie konnte, lief sie dem flüchtenden Pokémon hinterher. Aufgrund ihrer mangelnden Erfahrung wusste sie nicht, auf welche Weise man Pokémon am besten fing. Sie hätte lieber zuerst ihr Partner-Pokémon rufen sollen, doch jetzt war es schon zu spät. Mit eiligen Schritten versuchte sie dem flüchtenden Pokémon hinter her zu kommen. Gar nicht so einfach, wo es doch so verflucht flink war! Trotzdem endete die Hetzjagd relativ schnell. Denn als Lucy hinter die nächsten Büsche rannte, musste sie stehen bleiben. Vor ihr baute sich mit aufgestelltem Nackenfell und drohendem Knurren ein anderes Pokémon auf. Es war größer als das kleinere Hellgraue und obwohl Lucy nicht viel Erfahrung besaß, ahnte sie, dass die beiden zusammen gehörten. War das die Entwicklung? Sie kam nicht dazu ihren Pokédex heraus zu holen, um nachzusehen, worum es sich dabei handelte – einem Magnayen. Diesmal war sie der Flüchtling, denn sie musste ihre Beine so schnell in die Hand nehmen, wie sie nur konnte. Das größere Pokémon schien das kleinere verteidigen zu wollen und lief deshalb Lucy hinterher.
»Ooooh verdammt!« Sie lief so schnell sie konnte, denn das Magnayen hatte scharfe Zähne und Krallen von denen sie nicht getroffen werden wollte. Das Pokémon war ziemlich schnell und auf lange Sicht würde es Lucy auf jeden Fall einholen. Das war auch der jungen Trainerin bewusst, die genauso wusste, dass Pokémon gefährlich sein konnten. Besonders, wenn sie solche scharfen Krallen und Zähne besaßen. Was blieb ihr anderes übrig, als die Flucht auf einen Baum fortzusetzen? So schnell hatte sie sich selbst noch nie rennen und klettern sehen. Wenn man in Gefahr war, wuchs man über seine eigenen Grenzen hinaus. Obwohl Lucy sonst nicht besonders gut im Klettern war, konnte sie mit einem Sprung nach oben einen tiefhängenden Ast erreichen und sich hochziehen. Von dort aus, kletterte sie noch ein paar Äste weiter. Mit klopfendem Herzen und hechelndem Atem warf Lucy einen Blick hinab. Sie erkannte, dass das schwarz-graue Pokémon um den Baum herum lief, zu ihr nach oben sah und bedrohlich knurrte. Hinauf kam es jedoch nicht. Nicht, dass das Lucy besonders beruhigen würde. Es war schon beängstigend, wenn solch ein Pokémon hinter einem her war.
Erst als das Magnayen sich dazu entschloss wieder zu verschwinden, da es nicht an die »Beute« heran kam, atmete Lucy erleichtert auf. So hatte sie sich ihren ersten Fangversuch nicht vorgestellt! Vielleicht hätte sie jemanden fragen sollen, der sie begleitete und half? Aber eigentlich wollte sie es allein schaffen und somit es nicht nur anderen, sondern sich selbst beweisen, dass sie es selbst hinbekam. Einfach war es dennoch nicht.
Jetzt, wo sie wieder in Sicherheit schien, holte sie ihren Pokédex aus der Tasche und blätterte darin herum, bis sie den passenden Eintrag fand. Diese Pokémon, die sie gesehen hatte … Ha! Sie gehörten tatsächlich zusammen und waren sowohl Vor- als auch Weiterentwicklungen. Das erklärte so einiges. Offenbar lebten Fiffyens in einem Rudel. Allerdings hatte Lucy kein Rudel gesehen. Das bedeutete natürlich nicht, dass es keines gab. Vermutlich trieben sich noch mehr von diesen Pokémon hier herum.
»Mist!« Sie wollte doch nur ein Pokémon für ihr Team fangen! Jetzt, wo sie wusste, dass es auch Fiffyens und Magnayens hier gab, würde sie noch vorsichtiger sein müssen. Obwohl sie daran interessiert war ein solches Pokémon zu besitzen, würde sie besser einen Bogen um jene machen. Sie war zu unerfahren. Wie sollte sie so eines auch fangen können?
Nachdem sie sich halbwegs sicher fühlte, kletterte sie wieder vom Baum herunter. Es war echt frustrierend, dass es so schwer war ein Pokémon zu fangen. Gerade als sie weiter gehen wollte, hörte sie das schmerzhafte Aufheulen eines Pokémon. Das klang definitiv nicht gut! Sie zögerte keine Sekunde und lief in die Richtung, aus der sie glaubte, das Geräusch gehört zu haben. Als sie ein paar Hundert Meter durch den Wald gelaufen war, erkannte sie den Ursprung des jämmerlichen Heulens.
Das Pokémon hatte auf jeden Fall Schmerzen, so viel stand fest, denn das Heulen und Rufen klang weder bedrohlich noch besonders glücklich. Es war ein Schmerzenslaut, selbst sie als Anfänger konnte das verstehen!
Die wenigen Schritte, um das Pokémon zu erreichen, wären schnell überwunden. Doch jetzt, wo sie vor der Ursache des Heulens stand, war sie etwas verunsichert.
Die Szene vor ihr war alles andere als schön. Lucy hätte mit so einem Anblick nicht gerechnet, doch obwohl sie unbedingt helfen wollte, zögerte sie einen Augenblick. Das Magnayen – sie war sich ziemlich sicher, dass es das von vorhin war – lag am Boden. Eines seiner Hinterläufe steckte in einer Zähnen besetzten Falle. Sie war aus Metall, das konnte Lucy auch aus der Entfernung erkennen. Die Zähne der Falle bohrten sich durch das Fell und in das Fleisch, weswegen Blut aus der Wunde heraus tropfte. Bei dem Anblick wollte sich Lucys Magen umdrehen. Sie schluckte und war etwas blass. Wer tat so etwas? Wer stellte Fallen im Wald auf und verletzte dadurch bewusst Pokémon? Es hätte auch ein Mensch hinein treten können! Egal wer in die Falle tappte, es war definitiv verwerflich auch nur so eine aufzustellen! Entsetzt über diesen Anblick wollte Lucy helfen, aber da waren auch noch drei Fiffyens, die knurrend sich ihr in den Weg stellten, als sie versuchte näher zu kommen, nachdem sie ihr Zögern überwunden hatte.
Das Nackenfell aller Pokémon stand zu Berge und das Knurren ließ keine Sekunde nach. Wenn sie näher kam, würde sie riskieren gebissen zu werden! Das war nicht das, was sie wollte, aber sie konnte auch nicht das Magnayen einfach hier so zurück lassen.
»Oh bitte, ich will doch nur helfen!« Das die Pokémon sie nicht verstanden, wunderte sie nicht. Schließlich beherrschten diese nicht die Sprache der Menschen und sie kannten auch ihre gute Absicht nicht. Wie auch? Noch vorhin hatte sie versucht eines der Fiffyen zu fangen. Jedenfalls nahm Lucy an, dass eines der Fiffyen jenes sein könnte, was sie vorhin schon gesehen hatte. War das eigentlich das Rudel? Oder vielleicht doch eher ein Mutter-Pokémon mit Welpen? Auch das wusste sie nicht und sie konnte sich darüber auch keine weiteren Gedanken machen. Sie musste sich dem Magnayen nähern! Nur wie?
Das Jammern des Magnayen tat ihr im Herzen weh, deswegen würde sie es unbedingt befreien müssen. Da die Fiffyen sie nicht vorbei lassen wollten, weil sie sie als Bedrohung ansahen, holte Lucy wieder einen Pokéball heraus. Diesmal den ihres Partner-Pokémons. Kurz darauf erschien ihr Fukano. Die Fiffyens knurrten nur noch mehr und als Reaktion darauf knurrte Lucys Fukano selbst. Auch von ihm stellte sich das Nackenfell auf. Fukano war mutig genug, um sich allen dreien entgegenzustellen und nicht gleich die Flucht zu ergreifen. Aber Lucy wollte die Fiffyen nicht verletzen.
»Cerus, setze deinen Brüller ein!« Cerus Knurren wandelte sich in ein lautstarkes Bellen um. Die Fiffyens erschraken sich davor und ergriffen panisch die Flucht. Zwar war es nicht das, was Lucy unbedingt gewollt hatte, aber es reichte aus, um zu Magnayen zu gelangen. Allerdings musste sie auch da vorsichtig sein, denn dieses versuchte nach ihr zu beißen, als sie sich näherte und sich zu ihm hockte.
»Jetzt beruhige dich!« Natürlich verstand es sie nicht, doch Lucy würde einfach versuchen nicht den Zähnen zu nahe zu kommen und die Falle öffnen. Da das aber mit bloßen Händen kaum möglich war, nutzte sie einen Ast, den sie in der Nähe fand, und die Kraft der Hebelwirkung. So erreichte sie mit Anstrengung das Öffnen der Falle. Schweißperlen liefen ihr über die Stirn. Das Magnayen zog seinen Hinterlauf sofort aus der Falle, kaum das es die Möglichkeit dazu besaß. Nachdem das geschafft war, ließ Lucy die Falle erneut zu schnappen, diesmal mit dem Stock darin. Dadurch war die Falle entsichert und niemand anderes würde dadurch verletzt werden.
»Puh, geschafft!« Was war sie doch erleichtert! Erst jetzt bekam sie mit, dass die kleinen Fiffyen sie aus dem Dickicht beobachteten. Nun, da Magnayen wieder frei war, kamen sie heran geeilt und Lucy wurde damit belohnt ein wunderschönes Bild der Wiedervereinigung vor sich zu sehen. Die Fiffyen wuselten um Magnayen herum und schienen endlos glücklich zu sein. Ihre Ruten wackelten hin und her und die Anspannung von vorhin, schien deutlich zurück gegangen zu sein. Davon so emotional berührt, bildeten sich in Lucys Augenwinkel ein paar kleine Tränchen. Es war schön die Pokémon so zu sehen. In diesem Moment kam sie auch nicht auf die Idee vielleicht eines der Pokémon zu fangen. Das könnte sie gar nicht! Sie war froh darüber, dass die kleine Familie gerettet war. Die Wunde am Bein des Magnayens würde hoffentlich schnell heilen, denn verbinden konnte sie Lucy nicht. Magnayen würde sie bestimmt nicht näher heran kommen lassen. Außerdem stand es bereits auf und warf ihr einen Blick zu, als würde es ihr Danke sagen wollen. Lucy lächelte und sah dabei zu, wie die Familie im Wald verschwand. Zwar humpelte Magnayen wegen der Beinverletzung, aber es würde überleben. Ganz sicher!
»Na toll und jetzt habe ich immer noch kein Pokémon gefangen!«, sagte sie und seufzte frustriert auf. Sie hatte ihr Ziel, ein Pokémon für ihr Team zu fangen, völlig aus den Augen verloren. Aber wenigstens konnte sie behaupten eine gute Tat vollbracht zu haben. Das war doch auch was! Und sie war nicht von Magnayen gefressen wurden. Ein Ergebnis, das auch nicht so verkehrt war.
Cerus, ihr Fukano, welches die ganze Zeit neben ihr geblieben war, knurrte auf, als sich ein Gebüsch in der Nähe bewegte. Es raschelte und Lucy blickte hinüber, nur um zu erkennen, dass es eines der Fiffyen war, das zurück kam.
»Mhm?« Was wollte es denn hier? Die anderen Pokémon waren bestimmt schon weg, oder? Das kleine graue Pokémon kam zu ihr, um sich vor ihre Füße zu setzen. Erwartungsvoll blickte es sie an.
»Äh … ?« Das konnte jetzt nicht sein, oder? Obwohl es lächerlich schien, nahm Lucy einen leeren Ball, beugte sich hinab und berührte damit das Fiffyen. Nur kurz wackelte der Ball und das Pokémon blieb darin.
»Das glaube ich jetzt nicht!«, war alles, was sie dazu sagen konnte. Ihr erstes Pokémon war gefangen. Anders als erwartet. Verdattert sah sie immer noch den Ball in ihren Händen an, ehe sie in die Luft sprang und sich freute.
»Ich habe mein erstes Pokémon gefangen!«