Feurige Gefühle

Genre: Fanfiktion, Romanze, Abenteuer

 

Vorwort

 

Dies ist eine Kurzgeschichte zu »Feurige Leidenschaft«. Es ist nicht zwingend notwendig die Geschichte zu kennen, um Feurige Gefühle lesen zu können. Sie steht selbstständig und in sich abgeschlossen.  In erster Linie wurde aber diese Geschichte für alle Leser und Fans geschrieben, die »Feurige Leidenschaft« mögen, insbesondere die darin vorkommenden Charaktere Louna & Soul.  

 

 

Das Kopieren bzw. Entwenden der Bilder wie auch Texte sind ohne ausdrückliche Erlaubnis von Alexia Drael nicht erlaubt.

 


Feurige Gefühle

 

 

Der Seegang wurde immer ruhiger, je näher sich das Schiff der Insel im Süden näherte. Die Sonne strahlte und ließ die Erdbewohner schwitzen, obwohl die Jahreszeit in anderen Regionen für Schnee und Kälte sorgte. Besorgt sah Louna zur Seite. Schon die ganze Zeit über hatte sein Gesicht eine leicht grüne Färbung, was eindeutig vom Wellengang kam. Hätte sie vorher gewusst, dass der coole Soul unter der Seekrankheit leidet, hätte sie nicht darauf bestanden nach Alola zu fahren. Dann wären sie … Ach nein, fliegen ging nicht. Alola besaß aufgrund des wenigen Platzes keinen Flughafen, was schon problematisch war. Man konnte die Inselgruppe nur durch die Schifffahrt erreichen. Soul wäre also gar nichts anderes übrig geblieben oder sie hätten beide diese Reise absagen müssen. Aber sie fuhren nicht nur wegen ihres eigenen privaten Vergnügens nach Alola, sondern auch, weil Professor Platan Louna darum gebeten hatte ein Paket abzugeben. Mal wieder. War bei ihr nicht das erste Mal, dass sie als Bote für den Professor agierte. 

»Gleich sind wir da«, meinte sie, um Soul Hoffnungen auf festes Land und einen ruhigeren Magen zu machen. Er brummte nur als Antwort.

Eine Viertelstunde später hatte er es dann wirklich geschafft. Aufgeregt pochte ihr Herz während Soul vermutlich einfach nur froh war von dem wankenden Schiff herunter zu kommen. Er sah nicht gut aus und sie griff nach seiner Hand, um mit ihm gemeinsam vom Schiff zu gehen. Ihre Reisetaschen hatten sie natürlich auch dabei und sobald sie festes Land betreten hatten, durfte Arcus wieder aus seinem Pokéball. Ihr treues Fukano war ganz aufgeregt und sprang freudig um sie herum. Sie betraten ein neues Gebiet mit vielen fremden Gerüchen, Menschen und Pokémon. Louna grinste bei Arcus' Anblick, wie er hin und her lief und alles am liebsten erkunden wollte. Doch er blieb in der Nähe, weswegen sie sich keine Sorgen um ihn machte und daher ihre Aufmerksamkeit auf Soul legte. Dieser war gerade dabei den langärmeligen Pullover über den Kopf zu ziehen. Das Shirt, was er darunter trug, wurde dabei etwas mit nach oben gezogen, weswegen Louna wieder einmal seine Narbe zu Gesicht bekam. Sie lächelte trotzdem und zog selbst ihre Jacke aus, die sie bisher getragen hatte. Jetzt, wo sie hier in Alola waren, benötigten sie keine dicke und lange Kleidung wie in Kalos, wo Schnee vom Himmel fiel. Die tropischen Inseln Alolas waren viel zu warm. Ein wahres Paradies für jeden Urlauber! Louna freute sich so sehr hier zu sein, dass sie Soul dazu drängte weiter zu gehen. Jetzt, wo er nicht mehr auf dem Schiff war, wurde allmählich auch seine Gesichtsfarbe wieder gesünder. 

»Wie hieß das Hotel?«, wollte er von ihr wissen. Der Hafen von Hauholi grenzte direkt an die Stadt von Mele-Mele an. Das war praktisch, denn so waren sie gleich mitten im Geschehen. Viele Menschen in kurzen Sachen liefen an ihnen vorbei. Die meisten von denen besaßen eine gesunde Bräune dank der warmen Sonne. Louna fühlte sich wie eine bleiche Wand, denn braun war sie nicht. Noch nicht. Bei Soul sah es aber nicht anders aus, weswegen sie ein perfektes Paar abgaben. 

»Ich glaube Kono‘o, wenn ich mich recht erinnere«, antworte sie ihm und kramte bereits aus ihrer Tasche den Prospekt des Hotels heraus. 

»Aber Professor Platan meinte, wir würden abgeholt werden von … «, fuhr sie fort und wurde von einer fremden Stimme unterbrochen.

»Vermutlich von mir.« Sowohl Soul als auch Louna sahen auf und die fremde Person an. Sie besaß lange blonde Haare, war genauso gebräunt wie jeder andere auf dieser Insel und trug eine kurze Hose und ein Top. Die junge Frau hob die Hand zum Gruß und stellte sich vor.

»Alola! Ich bin Naarah und heiße euch herzlich auf Alola und explizit auf Mele-Mele willkommen. Professor Kukui hat mich geschickt euch abzuholen und euch die Stadt zu zeigen. Außerdem kann ich euch dann auch zum Prof. direkt hinführen. Ihr seid Louna und Soul, richtig?«, fragte Naarah zum Schluss. Eine Frage, die man eigentlich am Anfang stellen sollte. Louna nickte und Soul hielt sich wie so oft zurück. 

»Richtig, schön dich kennenzulernen, Naarah.« Louna lächelte und wollte ihr die Hand reichen, aber diese lehnte ab. Stattdessen vollführte sie den Gruß von Alola noch einmal, um den beiden zu zeigen, wie hier die Sitten so waren. 

»Ein einfaches, freundliches Alola reicht vollkommen«, sagte sie. »Wenn ihr mir bitte folgen würdet? Eure Sachen wollt ihr bestimmt erst einmal zum Hotel bringen, nicht wahr?« Auch das bestätigte Louna. Naarah fragte außerdem nach wie die Hinreise verlaufen war, doch was sollte Louna darauf antworten? Ein Blick zu Soul reichte aus damit Naarah eins und eins zusammen zählen konnte und nicht weiter auf das Thema einging. 

 

»Also Naarah, du bist eine Assistentin von Professor Kukui?«, wollte Louna wissen, nachdem sie gemeinsam mit Soul ihre Reisetaschen auf das Hotelzimmer gebracht hatten. Sie trugen nur noch ihre Rucksäcke bei sich, in denen sie alles Notwendige verstaut hatten. Das Hotel selbst lag mitten in der Stadt, wovon man alles recht gut erreichen konnte. Doch anders als Louna es von Illumina City gewohnt war, musste man hier ausschließlich zu Fuß gehen, falls man nicht ein Auto besaß oder ein anderes Fahrzeug wie ein Fahrrad. 

»So ähnlich. Ich bin vor knapp zwei Jahren mit meinen Eltern nach Mele-Mele gezogen. Ursprünglich komme ich nämlich aus Kanto. Am Anfang war der Professor so freundlich und hat uns alles erklärt und uns herum geführt und so. Man könnte auch sagen, daraus ist eine gute Nachbarschaft geworden. Jetzt helfe ich ihm hin und wieder aus und verdiene mir ab und zu noch etwas dazu. Das ist ganz praktisch«, erzählte Naarah. Sie führte die beiden Neuankömmlinge mittlerweile durch die Stadt und zeigte ihnen einige Lokalitäten. Darunter auch den berühmten Malasada-Laden, bei dem man unbedingt mal gespeist haben musste, laut Naarah, wie auch Boutiquen oder das große Einkaufszentrum im Norden. Während sie durch die Stadt gingen und dabei immer mehr den Osten ansteuerten, lief ein Tauros auf der gegenüberliegenden Straßenseite an ihnen vorbei. Es war nicht allein, denn auf seinem Rücken war ein Reiter zu sehen. Louna sah diesem nach und staunte. Ihr war nicht unbekannt auf Pokémon zu reiten, aber sie wäre wohl nie auf die Idee gekommen dafür ein Tauros zu nutzen. Diese Pokémon besaßen ein außerordentliches Temperament. Wenn die mal wütend waren, war es besser ihnen nicht im Weg zu stehen. Oder gar auf ihren Rücken zu sitzen. Dennoch war das Reiten bestimmt ein angenehmes Fortbewegungsmittel, wo hier sonst keine Busse oder andere öffentliche Verkehrsmittel umher fuhren. Woran lag das nur? Weil die Stadt sonst zu klein war? Naarah erzählte, dass man hier alles gut zu Fuß erreichen konnte. Klar, man konnte schon die Zeit vertrödeln und damit ein paar Stunden verbringen bis man von A bis Z kam, aber dennoch schienen Busse oder ähnliche Verkehrsmittel nicht vielversprechend zu sein.

»Die Menschen laufen oder reiten einfach sehr gern, es bietet sich auch an!«, meinte Naarah nur dazu, ehe sie gemeinsam über eine alte Brücke gingen und langsam Hauholi den Rücken kehrten. Auf ihrer rechten Seite konnte man wundervoll den Strand betrachten. Viele Touristen aber auch Einwohner waren hier, genossen das gute Wetter und gingen im salzigen Meer baden. Louna hätte selbst Lust dazu sich in die Fluten zu stürzen, aber weder war es jetzt der richtige Zeitpunkt dafür, noch würde Arcus besonders froh darüber sein. Sie brauchte ihr Fukano nur anzusehen, um zu wissen, dass dieses wenig begeistert vom Wasser war. Wenn möglich hielt sich Arcus gerne fern vom nassen Element. Nachvollziehbar, oder? 

»Der Professor wohnt ein wenig abseits von der Stadt in einer kleinen Bucht der Insel«, sagte Naarah, die voran ging. Louna sah sich immer wieder um. Manchmal blieb sie auch stehen, um Fotos zu machen, denn sie hatte extra ihre Kamera mitgebracht. Wenn sie hier schon Urlaub machte, dann wollte sie auch ein paar schöne Bilder mit nach Hause nehmen. 

»Oh wow, ist das nicht ein Tukanon?« Als Louna den Paradiesvogel zwischen ein paar Ästen von Palmen und Bäumen entdeckte, musste sie einfach stehen bleiben und ihre Kamera auf das Pokémon richten. Der Schnabel erstrahlte in den schönsten warmen Farben und neben diesem Tukanon hüpften noch ein paar kleine Peppecks auf den Ästen entlang. Soul war ebenfalls stehen geblieben und musste lächeln, aber nicht wegen der Pokémon, sondern wegen Lounas Anblick. Sie war so begeistert und voller Freude, dass es beinahe ansteckend war. Naarah war geduldig mit ihnen und wartete, bis Louna ihre Fotos von den Vogel-Pokémon gemacht hatte, ehe Soul nach Lous Hand griff und sie sanft weiter zog. Je eher sie alles mit dem Professor abgeklärt hatten, desto eher konnten sie ihren Urlaub genießen. Das sah auch Louna ein, die nicht mehr stehen blieb, obwohl sie noch zwei Mauzis sah, die in der Nähe von Mülltonnen ihr Unwesen trieben. Es überraschte sie, weil diese Mauzis völlig anders aussahen, als sie in Erinnerung hatte. Naarah erzählte ihr, dass auf Alola einige Pokémon lebten, die von ihrem Aussehen und ihren Typen teilweise sehr unterschiedlich waren zu Exemplaren, die es anderswo auf der Welt gab. Als Louna der Erzählung lauschte, erinnerte sie sich nebensächlich an Dashs Raichu, was sogar den Zweittypen Psycho besaß und DJ besaß ein Vulpix, was nicht wie üblich den Typ Feuer hatte. 

»Das ist wirklich erstaunlich!« Sie war begeistert! Alola würde ihr einiges bieten können. Zwar war sie nicht hier, um Pokémon zu fangen, aber es sprach nichts dagegen wenigstens sie mit ihrer Kamera auf ein Foto zu bannen. Sie war so angetan davon, dass der Tatendrang in ihr durchkam und sie sowohl Soul als auch Naarah dazu antrieb einen Schritt schneller zu gehen. Soul schüttelte nur den Kopf über sie, während Naarah lachen musste. 

»Man merkt, dass du zum ersten Mal in Alola bist!«

 

Das Häuschen von Professor Kukui und seiner Frau war niedlich. Es war nicht nur ein Ort zum Wohnen, sondern auch zum Erforschen, denn schnell stellte sich heraus, dass der Keller des Hauses als Labor diente. Besonders das große Aquarium mit den darin lebenden Wasser-Pokémon gefiel Louna sehr. Arcus wusste nicht, was er davon halten sollte. Er schnaubte die Glasscheibe an, hinter der ein Liebiskus auf und ab schwamm. Louna musste deswegen kichern, weil Arcus sich nicht entscheiden konnte, ob er davor weglaufen sollte oder danach schnappen wollte. Herankommen tat er sowieso nicht, da die Scheibe dazwischen war. Besser so. Louna fand Liebiskus viel zu schön, als dass es als Leckerbissen für Arcus herhalten sollte. Besonders die Herzform tat es ihr an, was aber auch einen Grund hatte. 

»Überbringt doch das nächste Mal Professor Platan meine Grüße, wenn ihr ihn wiederseht, ja?«, sagte Professor Kukui. Er war jung, offensichtlich gut aussehend und schämte sich auch nicht dafür halbnackt durch die Gegend zu rennen. Allein Professor Platan wirkte jung, agil und energisch, aber Professor Kukui setzte dem noch ein Sahnehäubchen oben drauf. Das hatte Louna nicht erwartet und Soul offenbar auch nicht, der seine Arme vor der Brust verschränkt hatte. Selbst hier im Haus hatte er seine Sonnenbrille auf der Nase, um seine strahlenden blauen Augen zu verstecken. Das war schon etwas schade, wie Louna fand, aber diese nickte erst einmal nur auf Kukuis Grüße.

»Machen wir«, bestätigte sie zusätzlich. Das Paket war abgeliefert und sonst war soweit alles geklärt worden. Professor Kukui hatte sie beide auch herzlich willkommen geheißen, genauso wie seine Frau, die doch ein Stück reifer wirkte, als der Professor selbst. 

»Ich wünsche euch viel Spaß auf Alola und falls ihr Fragen habt, dann könnt ihr euch gerne an uns wenden«, sagte sie. Es war sehr freundlich von Burnett, die selbst eine Professorin war. Soul war schon drauf und dran das Haus zu verlassen, nachdem er sich selbst bedankt und verabschiedet hatte. Louna wollte ihm folgen, doch da kam ihr noch etwas in den Sinn, weswegen sie sich wieder an Professor Burnett wandte. Soul würde draußen auf sie warten, was ihr mehr als recht war. Denn sie hatte ein Anliegen, was er nicht unbedingt mitbekommen musste.

»Professor Burnett? Wissen Sie vielleicht, wo man hier in Alola Miniras finden kann?« Dass sie nach dieser Pokémon-Art fragte, kam nicht von ungefähr. Es war insgeheim ihr eigentliches Ziel gewesen dieses Drachen-Pokémon ausfindig zu machen. Doch jeder wusste, dass Drachen nicht leicht zu finden waren, weil sie oftmals relativ selten vorkamen. Ob das Professorenpaar ihr weiterhelfen konnte? 

»Wieso denn ausgerechnet Miniras?«, wollte prompt Kukui wissen. Louna räusperte sich und wurde ein wenig verlegen. 

»Ich … hab da so von einer Legende gehört, die es hier in Alola gibt und wollte … einfach mal eins sehen.« Sie brauchte gar nicht groß ins Detail gehen, damit vor allem Burnett wusste, worüber sie sprach. Louna wollte es auch gar nicht aussprechen, denn eigentlich war es furchtbar albern. Dennoch war sie neugierig geworden, als sie hörte, dass man angeblich in Alola ein Miniras sehen konnte, welches eine rosafarbene Herzschuppe auf dem Kopf trug. Miniras waren sowieso für ihre Schuppen bekannt, aber normalerweise war ihre Körperfarbe grau und ihre große Kopfschuppe in einem leuchtenden Gelb. Dieses rosafarbene Exemplar stellte damit eine Besonderheit dar und wie es nun mal so war, rankten sich darum natürlich etliche Mythen und Sagen. Louna hatte davon gehört, dass es angeblich ganz viel Glück in der Liebe bringen sollte, wenn man als Paar diesem rosafarbenen Miniras begegnete. Ja, es war verdammt albern! Aber wenn sie schon mal hier in Alola war, wäre es doch zu schön wenigstens ein Miniras mal richtig in Natura zu Gesicht zu bekommen. Schließlich konnte man diese Drachenart nicht in Kalos finden. Allein dafür lohnte es sich danach zu suchen! 

»Ich verstehe«, sagte Burnett und grinste, was Louna nur noch mehr Röte auf die Wangen trieb. 

»Miniras leben üblicherweise im Canyon von Poni. Wenn du eines sehen möchtest, musst du auf Poni deine Suche beginnen«, erklärte die Professorin.

»Poni? Das ist die vierte große Insel von Alola, richtig?«, fragte Louna nach. Kukui bestätigte ihr die Frage und erklärte ihr zusätzlich, dass sie mit einem Boot dorthin gelangen konnte. Na wenn das Soul hörte, der würde sich freuen … 

Sie bedankte und verabschiedete sich von den beiden und verließ das Haus. Soul stand am Strand, der nur wenige Schritte vom Haus entfernt war. Er sah hinaus auf das Meer und wartete auf sie. Arcus traute dem Rauschen der Wellen nicht und hielt sich vornehm zurück. Kurz nur streichelte Louna über sein Kopffell, ehe sie zu Soul ging und ihn von der Seite her anlächelte.

»Sag mal, was hältst du davon, wenn wir morgen nach Poni fahren?«, wollte sie von ihm wissen und strahlte ihn mit ihrem schönsten Lächeln an, was sie aufbieten konnte. In der Hoffnung er würde zustimmen. Doch so wie sie ihn kannte, wunderte es sie nicht, dass er zuallererst nachfragte. 

»Poni? Wieso das?«

»Na weil … die Insel interessant ist! Ich meine, da gibt es einen riiiiesen großen Canyon, der ist sicherlich sehr sehenswert und … «, begann Louna. Sie musste doch jetzt nicht wirklich Überzeugungsarbeit leisten oder etwa doch?

»Ernsthaft jetzt? Da sind wir schon einmal im tropischen Inselparadies gelandet mit Meer, Palmen, viel Strand, Dschungel, haufenweise bunter Natur und du willst in ein karges Gebiet, wo kaum was wächst? Trockene Erde, ein Haufen voll Dreck?« Soul sah sie fragend an, während Louna nur die Kinnlade nach unten klappte. Meinte er das wirklich ernst oder veralberte er sie nur?

»Äh … äh … h-hab ich schon erwähnt, wie groß die … äh Schlucht ist?«, versuchte sie es verunsichert weiter. Zugegeben, irgendwo hatte er auch Recht. Alle drei Inseln boten eine größere Verlockung als Poni, die eher eine karge Landschaft aufzuweisen hatte. Soweit sie wusste, lebte dort auch kaum jemand. Es gab zwar eine kleine Randsiedlung, aber weitestgehend war die Insel unbewohnt. Was auch für sich sprechen konnte! So viel wilde Natur, da dürfte es so einige interessante Pokémon geben! Vor allem Miniras … am besten mit einer rosaroten Herzschuppe auf dem Kopf. 

»Du möchtest also lieber zwischen Felsen herum kraxeln anstatt am Strand entlang zu spazieren und den Sonnenuntergang zu beobachten?«, fragte Soul sie noch einmal mit einer sehr ausdrücklichen Stimmlage. Das klang wirklich verführerisch … ein romantischer Spaziergang im Sonnenuntergang … 

»Nun ja … « Wenn sie so darüber nachdachte, dann war die Aussicht gar nicht mal so schlecht. Das hatte durchaus was für sich, weswegen sie drauf und dran war schwach zu werden und sich lieber darauf einlassen wollte, anstatt nach einem Pokémon zu suchen, von dem sie nicht einmal wusste, ob sie es auch tatsächlich finden konnte. Erwartungsvoll sah Soul sie an, doch dann schüttelte sie den Kopf.

»Poni!« Sie lächelte wieder über das ganze Gesicht und hörte ihn seufzen. 

»Das hätte ich nicht erwartet«, gab er zu und Louna stemmte sofort die Hände in die Hüften.

»Na aber hör mal! Der Canyon schreit doch nur nach Abenteuer!«

»Das einzige, was ich schreien hören werde, ist vermutlich dein Echo, der dort widerhallt«, begegnete er ihr. Louna sah ihn verdutzt an, erahnte sein Augenrollen hinter der Sonnenbrille und musste dann anfangen zu lachen. 

»Vermutlich!«, gab sie ihm Recht und bekam ein Lächeln von ihm geschenkt. 

»Dann stelle ich mich schon mal darauf ein, dass nach dem ganzen Geschaukel über das Meer noch eine Wanderung auf mich wartet, oh man … « Jetzt wo er es sagte: Sie mussten mit dem Boot nach Poni fahren. Das hatte Louna schon wieder verdrängt gehabt. Sie nahm seine linke Hand in ihre Hände, zog ihn ein wenig zu sich heran und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Dabei kitzelten sie seine kurzen Barthaare seines Drei-Tage-Barts.

»Tut mir leid«, flüsterte sie und lächelte wieder. Es war schon sehr lieb von ihm, dass er nachgab und ihrem Wunsch nachkam, um mit ihr gemeinsam nach Poni zu fahren. Er hätte sich auch einfach quer stellen können, dann hätte sie allein dorthin fahren müssen. Aber das wäre einerseits ziemlich langweilig und andererseits auch nicht das, was Louna wollte. Zumal es ihr am Ende nicht einmal was bringen würde. 

… wenn man als Paar diesem rosafarbenen Miniras begegnete. 

Sie freute sich schon jetzt auf den morgigen Ausflug, denn sie konnte es kaum erwarten ein Miniras zu sehen! 

»Hey ihr beiden, hab ich das richtig gehört? Ihr wollt morgen nach Poni?« Als Naarah sich zu Wort meldete, registrierte Louna die Blonde wieder. War sie nicht vorhin schon gegangen? Wohl nicht, denn die ganze Zeit hatte Naarah neben dem Haus gestanden und auf die beiden gewartet. Oder sie gar belauscht? Sei‘s drum. 

»Ja, wollen wir«, bestätigte Louna. 

»Und du verträgst die Bootsfahrten nicht so gut?« Wo vorhin das Thema noch unterm Tisch gefallen war, sprach Naarah es nun wieder an. Soul sah darüber nicht sehr glücklich aus, dabei hatte er bis eben noch gelächelt. 

»Es gäbe noch eine andere Möglichkeit nach Poni zu kommen. Falls ihr Interesse daran habt, kann ich sie euch morgen früh vorstellen«, kündete Naarah ganz geheimnisvoll an, da sie es jetzt noch nicht verraten wollte. Sie führte die beiden allerdings wieder zurück zur Stadt, wo sie auch an einer Trainer-Schule vorbei kamen. Louna erinnerte sich sofort daran, wie sie damals für den Trainer-Pass gelernt hatte. Eine solche Schule hatte sie nie besucht gehabt, aber wer sich offiziell als Trainer ausweisen wollte, brauchte nun mal seinen Pass. Zum Glück besaß sie ein paar tolle Freunde, die ihr beim Lernen geholfen hatten, denn sie alle waren herausragende Trainer. Bis heute kam Louna manchmal gar nicht aus dem Staunen heraus und schwärmte tatsächlich für sie alle. Jeder von ihnen hatte seine Vorlieben, was Pokémon und das Kämpfen betraf. Jeder von ihnen war einzigartig und jeder von ihnen hatte auf seine spezielle Art ihr dabei geholfen ihr eigenes Team zu trainieren. Soul gehörte auch dazu. 

 

Am Abend durfte sich Louna dann doch noch über einen Spaziergang im Sonnenuntergang freuen. Den restlichen Tag hatte Soul und sie damit verbracht die Stadt weiter zu erkunden, gut essen zu gehen und sich weiter umzusehen. Louna hatte von dem Ort, den Menschen als auch den Pokémon schon jetzt etliche Fotos gemacht. Wenn sie wieder nach Hause fahren würden, hätte sie weit mehr als Tausend Fotos dabei. Ach, das würde gar nicht reichen … 

»Alola ist so schön«, sagte sie und ließ ihren Blick zum Horizont schweifen. Die untergehende Sonne tauchte das Meer in flammende Farben. Sie hatte bereits davon mehrere Fotos gemacht, denn so einen Sonnenuntergang musste man einfach festhalten. Ganz fest hielt sie auch Souls Hand. Ihre Finger waren ineinander verschränkt, während sie in den freien Händen ihre Schuhe trugen. Vorhin, als sie den Strand erreichten, hatten sie ihre Schuhe ausgezogen, um barfuß über den Sand zu gehen. Es war einfach zu schön. Der Strand war weiß und sauber und unterstrich die Schönheit dieses Inselparadieses. Hier zu leben, musste großartig sein. Nur Arcus würde es nicht so sehr am Meer gefallen, daher hatte sie ihr Fukano auch vorhin schon in den Ball zurückgerufen. 

»Ich hab von den Schutzgeistern der Inseln gehört«, begann Soul, der sich einen Platz zum Hinsetzen suchte, sich niederließ und sie sanft zu sich nach unten zog. Louna setzte sich direkt vor ihn, so dass er seine Arme um sie schlingen konnte. Sie genossen beide die Zweisamkeit am Strand. 

»Es wäre interessant diese einmal zu Gesicht zu bekommen, aber leider zeigen die sich nicht so oft.« Louna nickte bei seinen Worten.

»Die einzigen, die sie eher zu sehen bekommen, scheinen die sogenannten Inselköniginnen und -könige zu sein.« Sie musste leise lachen. 

»Die Lebensart ist hier so anders, als in Kalos«, murmelte sie und lehnte ihren Kopf gegen Soul. Dabei schloss sie die Augen und sog tief die frische Meeresluft ein, konnte aber auch Souls Duft wahrnehmen, den sie mochte. Zufrieden kuschelte sie sich noch enger an ihn und hörte seinen Herzschlag in seiner Brust pochen. Es hatte viel Zeit und Mühe gekostet die harte Schale von ihm zu knacken. Bis er jemanden – sie – an sich heran gelassen hatte, war viel Zeit vergangen. Gemeinsam hatten sie auch vieles erlebt, nicht nur schöne Dinge. Nur ungern erinnerte sich Louna an die Katastrophen, die sie durchgemacht hatten. Aber jetzt war alles gut. Jetzt durfte sie sich entspannen und musste sich auch keine Sorgen mehr machen. Nachdem sie Souls Mauer aus Stein und Eis durchbrochen hatte, konnte sie ihn nun noch viel besser verstehen, weil er sich auch endlich ihr anvertraut hatte. Sie würde ihm auch ohne Probleme immer wieder beweisen, dass er ihr vertrauen konnte und sie dieses Vertrauen niemals enttäuschen würde. 

»Lou?« Leise war seine Stimme, als er sie ansprach, doch sie brummte nur fragend. Noch immer waren ihre Augen geschlossen und sie an ihm gelehnt. Das Drumherum hatte sie bereits völlig ausgeblendet und döste lieber in seinen Armen. 

»Sollen wir zurück zum Hotel gehen?«, fragte er sie, doch sie schüttelte nur den Kopf. Sie wollte noch nicht gehen und viel lieber hier ganz nah bei ihm sitzen bleiben. Es war warm, kein Wind wehte und niemand sonst störte sie. Sie spürte das leichte Vibrieren seines Lachens im Brustkorb. Weil sie sich noch nicht erheben wollte, würde er mit ihr sitzen bleiben und streichelte ihr über den Rücken, was vermutlich nur dazu führen würde, dass sie noch weniger Lust bekam aufzustehen. Stören tat es ihn nicht. Er war gern mit ihr zusammen. Jetzt mehr denn je. Er hatte ihr einiges zu verdanken, allein auch diese Nähe, die er zuließ, ohne damit Probleme zu bekommen. Das war nicht immer möglich gewesen, aber jetzt … 

Irgendetwas brummte sie vor sich hin, doch da ihr Gesicht gegen seinen Körper gepresst war, konnte er sie nicht verstehen und musste deswegen erst recht grinsen.

»Wie war das?« Eine direkte Antwort bekam er nicht, aber weil sie schon ihren Kopf anhob und ihn mit ihren braun-goldenen Augen ansah, konnte er ihr nicht länger widerstehen. Er legte seine Finger unter ihr Kinn, um dieses noch ein wenig mehr anzuheben und legte seine eigenen Lippen auf ihre. Ohne Widerstand ließ sich Louna küssen und versank darin. In solchen Augenblicken waren Sorgen völlig unnötig. Selbst ihr Streben danach ein Miniras mit einer rosaroten Herzschuppe zu finden, schien da überflüssig zu sein. Es lief schließlich alles sehr gut zwischen ihr und Soul. Dennoch wollte sie ihr Vorhaben nicht aufgeben. Auch nicht als er sie zum Lachen brachte, weil sein Bart sie am Hals kitzelte. Denn dort war sie empfindlich und kitzelig, was er nur zu gut wusste und deswegen ihre Schwäche oft genug ausnutzte, wenn er die Gelegenheit bekam. So wie jetzt, als er sie am Hals entlang küsste und sie deshalb zum Lachen brachte. Das war vollkommen albern, aber es war ihre eigene Welt, in der sie beide lebten. 

 

Normalerweise gehörte Louna zu den Menschen, die sehr gern ausschliefen, doch nicht am heutigen Morgen. Sie erwachte verhältnismäßig früh und konnte auch nicht lange liegen bleiben. Selbst die Verlockung in Souls Armen weiter zu schlummern, hielt sie nicht im Bett, was für ihn eher ungewöhnlich war. Denn sonst war er es, der sie aus dem Bett scheuchen musste, damit sie aufstand. Heute war es umgedreht. Louna war voller Tatendrang und bestand darauf ausgiebig zu frühstücken und nicht zu spät los zu marschieren. Soul erinnerte sich, was sie vorhatten und konnte nur wenig Begeisterung aufbringen. Die Aussicht schon wieder auf einem Boot zu sitzen und über die Wellen zu reiten, ließ noch vor dem Frühstück seinen Magen rebellieren. Er bekam nur wenig runter, weswegen sie für später Proviant in ihre Rucksäcke einpackten. Sie sah viel zu glücklich aus, weswegen er ihr den Ausflug nicht vermiesen wollte, auch wenn es ihm noch an Motivation fehlte.

»Naarah hat gesagt, wir sollen sie am Strand treffen«, rief Louna sich in Erinnerung, nachdem Soul und sie fertig für den Ausflug waren. Aufgrund des warmen Wetters auf den Inseln trug sie eine kurze Hose, die allerdings dank ihres sehr langen Oberteils gar nicht richtig zu sehen war. Man konnte also denken, sie hatte eher ein langes Shirtkleid an und nichts drunter. Das hätte vielleicht dem ein oder anderen gefallen, doch nicht ihr selbst. Ihr Oberteil besaß Spaghettiträger und auf dem Rücken ein Spitzenmuster, weswegen teilweise der Rücken zu sehen war und durch die heutige Wanderung garantiert auch etwas Sonne abbekam. Daher hatte sie sich vor dem Anziehen noch mit Sonnencreme eingeschmiert, um einen Sonnenbrand zu vermeiden. Die Tube nahm sie auch mit auf die Wanderung, nur für den Fall der Fälle … 

Trotz des eher sommerlichen Outfits trug sie dennoch festes Schuhwerk, denn wenn sie gemeinsam mit Soul durch den Canyon wandern wollte, war das unablässig. Ihre langen, braunen Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. Soul hingegen trug seine lange Hose. Er war einfach nicht der Typ für kurze Hosen, auch im Sommer nicht. Aber wenigstens hatte er ein Shirt an, um der Wärme ein bisschen zu trotzen. Seine Sonnenbrille fand wie immer einen Platz auf seiner Nase, die auch nötig war, denn sobald er mit Louna das Hotel verließ, strahlte sie die Sonne bereits an. Louna lächelte glücklich und ging mit ihm gemeinsam zum Strand, wo sie Naarah treffen würden. Sie hatte gemeint, dass es noch eine andere Möglichkeit geben würde, um auf die Insel Poni zu gelangen, doch niemals hätte Louna mit dem gerechnet, was man ihr vorstellte. 

Als sie Naarah entdeckten und begrüßten, wurde nicht lange um den heißen Brei geredet. Die Blonde erzählte von einem Bekannten, der Soul und Louna weiterhelfen konnte.

»Er müsste gleich hier sein«, sagte Naarah und grinste verschwörerisch. Louna fand das alles sehr seltsam, bis ein lautes Brüllen am Himmel zu hören war. Da die Sonne sie zu sehr blendete, konnte sie den Schatten am Himmel nicht richtig erkennen, doch dieser flog hinab und landete schon bald am Strand. Louna fiel fast vor Staunen um. Ja, sie hatte nicht damit gerechnet, dass Naarahs Alternative das Fliegen war! Ihr Bekannter, von dem sie geredet hatte, saß auf dem Rücken eines schuppigen Gluraks. Es war auch nicht nur ein Glurak, sondern gleich zwei.

»Alola!«, rief der Mann und stieg von seinem Glurak hinab. Die beiden Pokémon besaßen eine Körperlänge von weit über zwei Metern und wirkten alles andere als vertrauenerweckend. Louna wurde nervös, da war es egal, ob diese Pokémon vom Typ Feuer waren oder nicht. Was man sehr schön im Übrigen an der feurigen Schwanzspitze erkennen konnte. Angeblich sollte dieses Feuer die Lebensenergie eines Gluraks darstellen. Ob das stimmte, hatte Louna noch nicht feststellen können, denn sie besaß selbst kein Glumanda und auch keine Weiterentwicklung dessen. 

»Naaa, hab ich euch zu viel versprochen?« Naarah grinste über das ganze Gesicht vor Freude. Ihr Bekannter kam näher heran und wirkte auch furchtbar gut gelaunt. 

»Das ist Kekoa. Er züchtet und trainiert Gluraks, mit denen man zwischen den Inseln hin und her fliegen kann. Das ist echt praktisch!«, erklärte Naarah. Louna stand vor Staunen der Mund offen. Sie betrachtete immer noch die beiden Pokémon, die gerade eine kleine Auseinandersetzung hatten und deswegen ein paar Schritte voneinander weg gingen. Sie waren majestätisch, stark und sehr selbstbewusst. Was anderes würde man von Drachenähnlichen Pokémon auch nicht erwarten. Ihre roten Schuppen glänzten in der Sonne und auf ihrem Rücken trugen sie Sättel, in denen man sitzen konnte, wie es zuvor schon Kekoa demonstriert hatte.

»Kekoa wird euch nach Poni bringen«, sagte Naarah und erwartete wohl Freudensprünge von den Urlaubern. Louna wusste nicht, was sie davon halten sollte. Kekoa war sehr freundlich und stand ihnen zur Verfügung, sowohl für das Fliegen als auch um jegliche Fragen zu den Gluraks zu beantworten. Soul schien sogar reichlich interessiert daran zu sein, doch Louna … ? Diese war mehr als skeptisch. Sie traute dem Braten nicht und war auch deutlich zurückhaltender als es hieß, man möge auf den Rücken des Gluraks steigen. Kekoa würde auf seinem Lieblings-Glurak fliegen mit dem Namen Noelani. Als Soul nachfragte, was dieser Name bedeutete, sagte Kekoa nur: »Die Schöne vom Himmel!« Sein Glurak war also weiblich. Das zweite Glurak hingegen, besaß den Namen Keanu, was so viel hieß wie die kühle Brise, die von den Bergen herab weht. Ja, die Namen waren interessant und auch wenn Kekoa meinte, dass sie keine Bedenken haben mussten und es sicher war mit seinen Gluraks zu fliegen, so war Louna deutlich nervös. Soul war der Erste, der in den Sattel auf Keanu stieg und seiner Freundin dann von oben dabei half ebenfalls aufzusteigen. Lounas Knie waren ganz weich und als sie im Sattel saß, klammerte sie sich so fest sie konnte an Soul. Sie würde unter keinen Umständen los lassen. Wie konnte er auch nur so entspannt sein? Sie würden gleich fliegen! Offenbar war es genau das, was ihn begeisterte. Louna konnte gar nicht verstehen, warum alle deswegen so entspannt und freudig waren. Naarah wünschte ihnen nämlich auch noch viel Spaß. Bezog sie es auf das Fliegen selbst oder auf den Ausflug auf Poni? Darüber konnte Louna sich keine weiteren Gedanken mehr machen, die mit einem lauten Schrei alles vergaß, woran sie eben gedacht hatte. Denn als die beiden Gluraks – Kekoa begleitete sie auf dem Rücken von Noelani, da er auch seine Gluraks anwies, wo sie lang fliegen sollten – sich in die Lüfte erhoben, konnte sie nicht mehr anders. Kräftig schlugen die breiten Schwingen der Pokémon, um sie alle weit in den Himmel zu befördern. Die Insel wurde immer kleiner und man bekam eine gute Vorstellung von oben, wo alle Insel lagen und wie groß sie zueinander wirkten. Soul genoss die Aussicht und den Flug, so wie es auch Kekoa immer tat, wenn er auf seinem Glurak ritt. Anders als Louna … Die hatte die Augen zusammengekniffen und öffnete sie erst wieder, als sie merkte, dass wieder fester Boden unter den Klauen des Gluraks war. Wie lange sie geflogen waren, wusste sie nicht. Für sie war es eindeutig zu lang gewesen!

»Lou? Hey Lou, wir sind da!« Soul musste sie erst ansprechen, um sie dazu zu bringen ihn endlich los zu lassen. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihn so fest halten würde. Ihm kam es vor, als hätte sie ihm alle Gedärme zerquetscht … 

Als sich Louna vom Sattel hinab rutschen ließ, landete sie nicht wirklich auf ihren Füßen, sondern eher auf ihrem Hinterteil. Sie blieb auch noch eine Weile sitzen, da ihre Knie immer noch ganz weich waren. Ihr Körper zitterte und sie sah ziemlich blass im Gesicht aus. Spätestens jetzt machte sich Soul doch ein wenig Sorgen um sie und hockte sich zu ihr nieder.

»Geht‘s wieder?«, fragte er sie.

»O-offenbar … leide ich u-unter Flugangst … « Was sie nicht wunderte. Sie war noch nie gerne geflogen – mit einem Flugzeug! Mit einem Pokémon sah das jetzt noch mal ganz anders aus. Für sie stand fest, dass sie am Fliegen nichts abgewinnen konnte. Es war ihr zu hoch und zu unsicher. Soul musste ihr dabei helfen wieder auf die Füße zu kommen. Kekoa, ihr Glurakführer, wirkte immer noch recht entspannt.

»Wenn du ein paar Mal geflogen bist, wirst du dich schnell daran gewöhnen!«, meinte er sehr optimistisch, doch allein die Vorstellung jagte Louna einen Angstschauer über den Rücken.

»Ein paar Mal?!« Sie hatte definitiv nicht vor ein paar Mal zu fliegen! Das konnte man auch aus ihrer Stimme heraus hören, die panisch klang. Oh nein, sie würde nicht noch mal auf den Rücken eines Gluraks steigen, so praktisch das auch sein mochte. Dieses Geschaukel darauf, denn man spürte mit jedem Flügelschlag die kräftigen Muskeln, die sich zusammenzogen und sich streckten … Wenigstens erahnte sie jetzt, wie schlecht es Soul ging, als er mit ihr nach Mele-Mele auf dem Schiff gefahren war. 

Kekoa verabschiedete sich von den beiden und flog mit seinen Gluraks wieder davon. Er hatte einiges zu tun, denn man konnte ihn anrufen und ihn darum bitten, sich von ihm und seinen Gluraks von einer Insel auf die andere bringen zu lassen. Das war sein Job, dafür war er da und ließ sich das natürlich auch bezahlen. Wer es besonders eilig hatte, konnte dadurch viel Zeit sparen. Man konnte bei ihm auch einen richtigen Glurak-Flugschein absolvieren, um sich regelmäßig von ihm ein Glurak auszuleihen, um zu fliegen. Denn wenn man allein fliegen wollte, ohne dass Kekoa dabei war, brauchte man erst eine oder mehrere Flugstunden bei ihm, die man absolvieren musste. Er stellte dafür dann passende Pässe aus, damit alles geregelt war. Auf einen Glurak zu reiten, war nicht ganz ungefährlich. Soul und Louna hatten nur mitfliegen dürfen, weil Kekoa dabei gewesen war, um sein Glurak anzuweisen. Alleine wäre das nicht möglich gewesen. Schließlich brauchte es einen erfahrenen Trainer, der wusste, wie man ein Glurak flog. Einfach daraufsetzen und los fliegen ging nicht so ohne Weiteres. 

 

Das Dorf des Seevolks diente vorerst ein kleine Ruhestation, bis Louna ihren Beinen wieder trauen konnte. Dass Soul wenig begeistert von diesem Dorf war, konnte man sich denken. Aber solange keiner dieser Schiffe, die es hier gab und als Häuser und Quartiere diente, los fuhr, war alles in Ordnung. Er würde nie zu jemanden werden, der das Meer mit dem Schiff lieben lernte, so wie Louna heute festgestellt hatte, dass sie nie zu jemanden werden würde, die ohne Angst und voller Begeisterung fliegen würde können. 

Die Pause, die sie sich gönnten, reichte aus, damit Louna wieder neue Energie besaß und sich vom Flug erholen konnte. So waren sie kurze Zeit später dabei die Insel zu erforschen. Sie besaßen keinen Touristenführer, der ihnen den Weg wies, aber dafür hatte Louna eine Karte besorgt, so dass sie sich nicht verliefen.

»Wenn wir zum Canyon wollen, müssen wir diesem Pfad folgen«, sagte sie und zeigte Soul auf der Karte, welchen Pfad sie meinte. Schwer dürfte es nicht werden, denn der Canyon bestand aus einer hohen Felsformation, die fast die gesamte Insel einnahm. Sie würden sich also an den Felswänden am Horizont orientieren können und diesen einfach entgegen laufen müssen. Um aber den Eingang des Canyons zu erreichen, folgten sie den auf der Karte markierten Pfad. Am Anfang war der Pfad tatsächlich noch eine Straße, doch je weiter sie in das Inselinnere vordrangen, desto mehr wandelte sich dieser Weg zu einem Trampelpfad. Um den Canyon herum wuchsen Palmen, Sträucher und anderes Gewächs, so dass es doch nicht so karg aussah, wie sie am Anfang beide angenommen hatten. Auch hier konnten sie einige exotische Pokémon entdecken, doch genauso flogen auch Wingulls und Pelippers über sie hinweg. Diese Wasser-Vögel gab es einfach überall, wo das Meer war. Wundern tat es sie also daher nicht. 

»In der Nähe des Canyons soll es noch ein kleines Dorf geben«, sagte Louna, die sich gut für Poni vorbereitet hatte. Zu Fuß würde es zwar eine Weile dauern bis sie das Dorf als auch den Canyon selbst erreichen würden, aber das hatte sie alles einkalkuliert. Wie sollten sie auch sonst dorthin kommen, wenn nicht mit ihren eigenen Füßen?

»Alola!« Als hätte sie nur auf ihren passenden Auftritt gewartet, konnte Soul und Louna eine Gestalt herannahen sehen. Sie beide blieben stehen und warteten, bis die Reiterin zu ihnen aufgeschlossen hatte. Es war eine Jugendliche mit schwarzen Haaren und seltsamer Kleidung, die vermutlich hier auf der Insel üblich war. Ihre Haut war wie bei vielen anderen Inselbewohnern braun gebrannt. Als sie auf ihrem Pokémon nahe genug war, begrüßte diese sie noch einmal.

»Alola, seid ihr Trainer auf Inselwanderschaft?«, wollte sie direkt wissen. Soul und Louna sahen sich fragend an und verneinten dann diese Frage.

»Nein, sind wir nicht. Wir wollten nur zum Canyon«, erklärte Louna. 

»Ah, also seid ihr Touristen? Oh, entschuldigt, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich heiße Hapu‘u und bin die hiesige Inselkönigin.« Wieder sahen sich Soul und Louna fragend an. 

»Alola, freut uns dich kennenzulernen, Hapu‘u. Ich bin Louna und das ist Soul. Ähm, ich wusste gar nicht, dass man so jung schon zur Inselkönigin ernannt werden kann.« Louna hatte bereits von den Sitten in Alola gehört, bevor sie mit Soul hier her gefahren war. In Alola lief alles ein wenig anders ab. Es gab keine üblichen Arenen, wie man es auch anderen Regionen kannte, sondern Captains und Könige und Königinnen, die Trainer prüften. Das alles nannte man Inselwanderschaft, weswegen wohl Hapu‘u nachgefragt hatte. Diese musste auch gerade lachen, weil Louna so verblüfft war.

»Ja, das kommt nicht oft vor, aber Kapu-Kime war der Meinung, dass ich würdig genug bin«, kicherte sie. Hapu‘u schien gut gelaunt darüber zu sein. 

»Die meisten, die nach Poni kommen sind Trainer auf Inselwanderschaft. Zwar sehe ich manchmal auch Urlauber und Touristen hier, aber der Canyon zieht nur die Abenteuerlustigen an. Die meisten mögen die Strände der anderen Inseln lieber«, redete Hapu‘u weiter. Sie war von ihrem Pampross abgestiegen, auf dem sie oft ritt. Sie begleitete ein Stück weit Louna und Soul, obwohl sie dadurch wieder den Weg zurückging, von dem sie gekommen. Doch das störte die junge Inselkönigin nicht, die gleich die Chance nutzte, um die beiden näher kennenzulernen. Sie war immer neugierig neue Leute kennenzulernen, die sich nach Poni verirrten. Louna erzählte zwar nicht, aus welchem genauen Grund sie den Canyon betreten wollte, aber allein die Landschaft und die hier lebenden Pokémon waren doch schon Grund genug. Hapu‘u war dem sehr aufgeschlossen und bot ihnen ihre Hilfe an. 

»Wenn ihr möchtet, kann mein Pokémon euch zum Canyon bringen. Das geht schneller als zu Fuß!« So ein ungewöhnliches Angebot würde man anderswo sicher nicht so einfach bekommen. Zumal Hapu‘u nicht vorhatte die beiden zu begleiten. Dieses unerschütterliche Vertrauen machte offenbar die Kultur dieses gastfreundliches Völkchen aus, was hier lebte. 

»Solange wir nicht fliegen müssen … « Louna war zwar dankbar über das freundliche Angebot der Inselkönigin, aber sollte sie wieder fliegen müssen, würde sie lieber ablehnen. Hapu‘u verstand sie nicht so recht, ignorierte aber diesen Kommentar und rief ein zweites Pampross aus einem ihrer Pokébälle.

»In unserem Dorf züchten wir diese Pokémon, die gerade hier auf Poni uns eine große Hilfe sind.« Sowohl auf dem Acker in der Landwirtschaft als auch als Fortbewegungsmittel wurde Pampross gerne eingesetzt. Diese Pokémon besaßen viel Kraft und vor allem unendlich viel Ausdauer, weswegen es das Leben der Dörfler ein wenig erleichterte. Außerdem waren sie groß genug, so dass ohne Probleme zwei Menschen auf einem Pampross reiten konnten. Genau das begeisterte Louna sehr. Reiten tat sie sehr gerne, auch wenn sie selber kein Pokémon besaß, auf dem sie reiten könnte. Aber diese Chance wollte sie sich diesmal nicht entgehen lassen. Auch Soul besaß keine Einwände, weswegen die beiden sich ausgiebig bei Hapu‘u bedankten. 

»Kein Problem. Wenn ihr den Canyon erreicht habt, schickt ihr Paolo einfach zurück, der weiß schon, wo es lang geht.« Hapu‘u klopfte ihrem zweiten Pampross zuversichtlich auf den muskulösen Hals, was ihm ein entspanntes Schnauben entlockte. Da Paolo schon gesattelt war, brauchte Louna und Soul nur noch aufsteigen. Hapu‘u hatte immer ihre gesattelten Pamprosse dabei. Sie durchstreifte auch selbst sehr oft die Insel auf dem Rücken ihrer Pokémon, was sich logischerweise auch sehr gut anbot.

»Viel Spaß und seid vorsichtig. Der Canyon hat so manche Tücken«, warnte Hapu‘u die beiden Urlauber noch. Louna und Soul versprachen ihr gut aufzupassen. Immerhin besaßen die beiden selber Pokémon. Sollte es doch aufgrund von wilden Pokémon gefährlicher werden, wussten sie sich zu verteidigen. Diesmal saß Soul hinter Louna im Sattel, was bedeutete, dass er diesmal seine Arme um ihren Körper schlang. Anders als Louna noch zuvor auf dem Rücken von Glurak, quetschte Soul aber nicht ihre Innereien. Dafür gab es keinen Grund. Weder Louna noch er selbst fühlten sich unwohl auf dem Rücken des Boden-Pokémons. Obgleich beide beeindruckt waren, wie kräftig das Pokémon war. Seine Hufe hinterließen Spuren im weicheren Boden, als es los trabte, um sie beide zum Canyon zu bringen. 

»Das ist echt praktisch gewesen, dass wir der Inselkönig begegnet sind«, begann Louna und spürte wie Soul sein Kinn auf ihre Schulter ablegte. Das kitzelte sie wieder nur am Hals, weswegen sie kichern musste. 

»Ja, vor allem weil sie gleich so hilfsbereit war und uns ihr Pokémon für den Ritt überlassen hat. Aber sehr schade, dass der Inselwächter nicht bei ihr war. Ich hätte Kapu-Kime gerne vom Nahen gesehen.« Louna stimmte ihrem Freund zu. Auch sie hätte gerne Kapu-Kime gesehen, allein schon um ein Foto zu machen. Doch was nicht ist, war eben nicht und ob sie so viel Glück besaßen ein so legendäres Pokémon überhaupt zu treffen, das war erst einmal dahin gestellt. Es ging sowieso nicht darum den Inselwächter zu treffen, wenn auch sie sich beide darüber freuen würden. 

 

Auf dem Rücken Paolos, dem Pampross von Hapu‘u, kamen sie viel schneller beim Canyon an, als sie es zu Fuß je geschafft hätten. Das sparte ihnen Unmengen an Zeit. Sicherlich wäre es auch kein Problem auf Paolo weiter zu reiten, um auf diese Weise den Canyon zu erforschen, doch Hapu‘u hatte ihnen gesagt, sie sollten Paolo zurückschicken, wenn sie angekommen waren. Und das taten die beiden auch. Zuerst bedankten sie sich bei dem Pokémon, tätschelten und streichelten es, um es zu loben, ehe sie es gehen ließen. Paolo hatte vermutlich nicht zum ersten Mal auf diese Weise Touristen geholfen zum Canyon zu kommen. 

»Vielleicht sollten wir uns doch mal ein Pokémon zu legen, auf dem wir reiten können … «, schlug Louna vor. Spaß machen würde es auf alle Fälle! Unter ihren Trainer-Freunden hatten auch einige ein Zebritz oder ein Chevrumm, auf denen man reiten konnte. Louna wusste, wie toll das sein konnte und fand es ein wenig schade, dass sie sich nie ein Pokémon gefangen hatte, auf dem sie reiten konnte. Wieso eigentlich nicht?

»Wir könnten im Dorf nachfragen, ob sie uns ein Pampross überlassen könnten«, meinte Soul nur halb ernst. Ob sie dieser Idee später einmal nachgingen, stand noch nicht fest, denn jetzt wollten sie zuerst einmal den Canyon betreten. Vor ihnen türmten sich hohe Felswände auf, weswegen sie beide im Schatten standen. Die Sonne schaffte es nicht hier ins Tal zu scheinen, aber das war ihnen mehr als recht. Es war sowieso viel zu warm, da kam der Schatten ihnen mehr als gelegen. 

»Also auf eine Kletterpartie habe ich keine Lust«, merkte Soul an, der nach oben sah. Die Felswände waren viel zu steil, als das man sie so ohne Weiteres hinauf kraxeln konnte. Das wusste auch Louna, die ebenfalls wenig Lust dazu hatte an irgendwelchen Wänden zu klettern. 

»Hier müsste irgendwo ein Höhleneingang sein durch den man durch den Canyon kommt.« Laut ihrem Reiseführers konnte man durch den Canyon hindurch, um das Tal zu betreten. Anders war es kaum zu erreichen, es sei denn man konnte fliegen. Da diese Option allerdings nicht relevant war, blieb ihnen beiden nur der Weg durch die Höhle. Doch zuerst mussten sie den Höhleneingang finden. Ob das so ungefährlich war? Abenteuerlich klang das auf jeden Fall. 

»Könnte er es dort sein?« Soul deutete mit dem ausgestrecktem Arm auf eine dunkle Stelle weiter weg von ihnen. Beide gingen näher zu dieser Stelle an der Felswand und fanden tatsächlich einen Höhleneingang. Ob es aber auch wirklich die Höhle war, die sie suchten? Es sah ganz so aus, denn daneben gab es tatsächlich auch einen Wegweiser, der in die Höhle hinein deutete. 

»Sehr gut!« Louna war begeistert. Jetzt hieß es Augen auf, um ein Miniras zu finden! Hoffentlich besaßen sie so viel Glück! Doch das nächste Problem offenbarte sich sehr schnell, als sie in die Höhle gingen. Was hatten Höhlen so an sich? Natürlich, sie waren dunkel! Kein Mensch hatte hier Lampen angebracht und da auch nirgendwo Licht hinein scheinen konnte, außer am Eingang, würden sie ganz schön im Dunklen tappen müssen.

»O-okay … « Dunkelheit mochte Louna noch nie. Sie hatte tatsächlich Angst im Dunklen, weswegen sie nervös wurde. Aber dieser Angst und vor allem der Dunkelheit konnten sie entgegen wirken! Noch waren sie am Höhleneingang, doch wenn sie tiefer hinein gehen wollten, benötigten sie Licht. Dafür reichten einfache Taschenlampen nicht aus, die Louna zwar mitgenommen hatte, aber nicht genug Licht spendeten, um ausreichend den Weg zu beleuchten. 

»Da wird es wohl Zeit unsere Pokémon zu rufen. Fabula!« Wenn man auf ein Abenteuer gehen wollte, war es immer gut sich vorher ausreichend vorzubereiten. Louna hatte geahnt, dass es nicht viel Licht in der Höhle geben würde, weswegen sie auch davon ausgegangen war, ihr Pokémon einzusetzen. Sie rief ihr Rutena aus dem Ball, welches sogleich erschien.

»Liebste Fabula, wir benötigen dein Feuer!« Ihr Rutena war sehr intelligent, was mitunter an ihrem Psychotypen lag, den sie neben dem Feuer hatte. Die Kommunikation zwischen Fabula und ihr war in der Zeit, in der sie bereits zusammen waren, immer besser geworden, weswegen Fabula wie auch Louna selbst wenig Probleme dabei hatten den jeweils anderen zu verstehen. Fabula stemmte sich deswegen auf ihre Hinterläufe auf, was durch ihre außergewöhnliche Anatomie kein Problem darstellte. Als Fynx hatte sich Fabula ausschließlich auf ihren vier Pfoten fortbewegt. Auch jetzt tat sie es, vor allem wenn sie schnell laufen wollte. Aber ihr war es auch möglich sich aufzurichten und die Vorderpfoten wie Hände einzusetzen. Dadurch konnte sie einen Stock, den sie immer bei sich hatte, umfassen und festhalten. Louna wusste nicht genau, was ihr Pokémon so anziehend an Ästen fand, aber in dem Fall war es unglaublich hilfreich. Das Feuer eines Rutenas war geradezu magisch. Louna wusste es natürlich besser, denn die Psychofähigkeiten sorgten dafür, dass der Ast nicht verbrannte und das Feuer dennoch weiter bestehen blieb. Fabula entfachte das Stockende, so dass das entstehende Feuer die Höhle weiter ausleuchtete und sie mehr erkennen konnten. Dadurch leuchtete Fabulas purpurnes Fell auf. Denn statt das übliche blonde Fell, was Rutenas normalerweise besaßen, hatte Fabula eine ungewöhnliche Fellfarbe. Schon als Fynx war sie grau statt blond gewesen, was leider nicht immer positiv gewesen war. Es gab viele Menschen, die andersfarbige Pokémon begehrten und einige darunter scheuten dabei keinen Diebstahl. Mehr als einmal hatte Louna verhindern müssen, dass man ihr Fabula gewaltsam entriss. Das waren zwar keine besonders schönen Momente gewesen, aber es hatte dabei geholfen, dass ihr damaliges sehr schüchternes Fynx Vertrauen zu ihr aufgebaut hatte. Wann immer es nötig gewesen war, hatte Louna ihr Pokémon beschützt und dadurch Fabula gezeigt, dass sie sicher bei ihr war. So hatte sich eine tiefere Verbindung zwischen ihnen aufgebaut, was nun festes Vertrauen vorwies. Fabula stand neben Louna, die ihrem lieben Feuer-Pokémon über den Kopf streichelte. 

»Vielen Dank, Fabula«, sagte sie zu ihr. Dieses ließ Louna mittels ihrer empathischen Fähigkeiten die Zuneigung und Hilfsbereitschaft zukommen, was Louna umso mehr freute. Zwar war Fabula wegen der Anatomie der Stimmbänder nicht fähig dazu echte Worte auszusprechen, wie es Menschen taten, aber das war nicht notwendig. Die empathischen Fähigkeiten reichten aus, um miteinander zu kommunizieren. Das war nicht nur praktisch, sondern auch sehr spannend. Louna fühlte sich so mit ihrem Pokémon noch viel stärker verbunden. 

Auch Soul rief eines seiner Pokémon aus dem Ball, doch anders als Louna, besaß er kein Feuer-Pokémon. Wenn man von Dael absah, der allerdings in erster Linie trotz allem ein Unlicht-Pokémon war. Nein, er rief Nero, sein Nachtara. Diese Evoli-Entwicklung besaß die Fähigkeit die eigenen hellen Fellkreise aufleuchten zu lassen. Dadurch konnte auch sein Nachtara für etwas mehr Licht sorgen. Außerdem lief Nero voran und diente als kleiner Späher. Er konnte den vorliegenden Weg auskundschaften und schauen, wo lang es ging. Für ein Unlicht-Pokémon war es ein Kinderspiel sich im Dunklen zurecht zu finden und Nero gehörte auch noch zu der ganz besonders eleganten Sorte. Seine Bewegungen waren geschmeidig. Er schlich durch die Höhle, so dass Louna kaum sagen konnte, wo er entlang ging, solange sie ihn nicht sehen konnte. 

Schon nach kurzer Zeit scheuchten sie durch das Feuer und das Licht eher versehentlich einen Schwarm Zubats und Golbats auf, die aufgeregt über ihre Köpfer hinweg flatterten. Das führte nur dazu, dass Louna viel näher zu Soul herantrat und seine Hand suchte. Sich an ihm festzuhalten bot ihr selbst auch mehr Sicherheit. Ja, sie mochte diese Dunkelheit nicht, trotz des Lichtes, und bei Zubats und Golbats fühlte sie sich sowieso nie sicher. Diese Pokémon neigten auch gerne mal dazu anzugreifen, doch in diesem Fall flatterten sie lieber in dunklere Bereiche der Höhle und ließen sie in Ruhe. Das würde allerdings nicht die letzte Begegnung mit diesen Pokémon sein. 

 

Es war schwer zu sagen wie lange sie durch die Höhle irrte. Manchmal mussten sie sogar umkehren, als sie feststellten, dass sie in eine Sackgasse gelaufen waren, aber im Großen und Ganzen kamen sie gut zurecht. Die Höhle war nicht so stark verzweigt, wie man es befürchten würde und dank der Hinweisschilder, die sie ab und an vorfanden, konnten sie einem unsichtbaren Weg folgen, der sie durch die Höhle führte. Nichtsdestotrotz würde Louna froh sein diese Höhle verlassen zu dürfen. Manche Gänge waren ziemlich eng, dass es kaum möglich war nebeneinander her zu laufen, andere wiederum waren so breit und groß, dass man ein ganzes Haus hätte hinein stellen können. Es war aufregend und beängstigend zugleich und als sie auch eine Tropfsteinhöhle vorfanden, musste Louna ein paar Fotos machen. Pokémon trafen sie relativ wenige. Abgesehen von den flatterhaften Zubats und Golbats, waren sie zwischendurch auch noch Digdas begegnet, doch diese verschwanden, sobald man sich ihnen näherte. Sie waren sehr scheu und vor allem auch schnell, so dass es Louna kaum möglich war ein passendes Foto zu machen. Einem Miniras waren sie leider bisher noch nicht begegnet. Weder einem Normalaussehenden noch einem Andersfarbigen. Doch einen kleinen Trost gab es, als sie eine Höhle fanden, in der sie eine kleine Ansammlung von Rocaras beobachten konnten. Louna und Soul setzten sich in die Nähe hinter ein paar Felsen, um dabei zuzusehen wie Nero sich langsam dieser Pokémon-Art näherte. Nero war von Natur aus neugierig, auch wenn er nicht immer den Anschein gemacht hatte. Er hatte nämlich auch die Eigenart sich gerne aus allem herauszuhalten und sich eher abweisend zu geben. Doch Louna wusste es bereits besser, die jeden Schritt von ihm verfolgte. Das Nachtara streckte den Kopf weit nach vorne, da es an einem der Rocara schnuppern wollte. Das Gesteins- und Feen-Pokémon hielt ganz still und rührte sich keinen Millimeter. Man könnte meinen, dass es starr vor Angst war, was sich Louna aber kaum vorstellen mochte. Sie sah das kurze Aufzucken der langen Ohren des Rocaras und machte in diesem Moment ein Foto von ihm und Nero. Es war ein sehr schönes Bild, vor allem weil sich Neros leuchtendes Fell in dem kristallartigen Körper von Rocara spiegelte und es glänzte. Es war schade, dass sie die Pokémon nicht länger beobachten konnten, doch wenn sie die ganze restliche Zeit hier vertrödelten, würden sie nie den Ausgang finden. Daher entschlossen sich Soul und Louna weiter zu gehen. 

Prinzipiell blieb es in der Höhle relativ ruhig. Sie fanden ein paar schöne Stellen wie beispielsweise die Höhle der Rocara, aber weder begegneten sie ein Miniras, noch wurden sie von besonders aggressiven Pokémon angegriffen. Das war gut, denn so bekamen sie keinen Ärger. Als sie endlich wieder am Ende des Tunnels Lichts erkennen konnten, war nicht nur Louna darüber froh aus der Höhle treten zu können, um die frische Luft einzuatmen. Auch Soul hatte die Höhle irgendwann satt und freute sich tatsächlich wieder über die Sonne. Auch wenn er sofort seine Brille auf die Nase schob, die er innerhalb der Höhle auf dem Kopf getragen hatte. Er rief Nero zurück in seinen Ball und Fabula musste nicht länger ihre Feuerfackel brennen lassen. Dennoch behielt Louna Fabula draußen. Diese wollte nämlich genauso gerne noch weiter umher laufen und die Gegend erkunden wie Louna selbst. 

»Sieht so aus, als hätten wir das Tal erreicht«, sagte Soul und Louna nickte. Allerdings fielen ihn beiden auf, dass die Sonne schon viel weiter unten am Horizont stand, als sie es selbst erwartet hatten. Waren sie wirklich solange in der Höhle gewesen? Zwar würden noch einige Stunden vergehen, bis die Nacht einbrach, aber schon jetzt konnte man die leichte Verfärbung am Himmel erkennen, die den Sonnenuntergang ankündigte. Wenn sie Pech hatten würden sie noch im Canyon sein, wenn es dunkel war. 

Sie gönnten sich vorerst eine kleine Rast, um sich zu stärken, wo auch Fabula etwas zum Essen bekam. Das Tal war groß und heute würden sie es unmöglich komplett erkunden können. Davon war Louna auch gar nicht ausgegangen. Aber allein hier zu stehen und es zu sehen, hatte sich gelohnt. Sie wollte unbedingt einen etwas höheren Standpunkt suchen, um ein Foto von dieser wundervollen Aussicht zu machen. Auch wenn die Landschaft etwas karg wirkte, so hatten gerade die rauen Steine und Felsen, das goldene Gras und allgemein die unendliche Wildnis etwas Faszinierendes an sich. Soul und sie suchten deswegen nach ihrer Rast eine höhere Stelle, aber so einfach war das gar nicht. Zwar fanden sie den ein oder anderen Hügel und Felsen, auf diesen hinauf zu kommen, war erst einmal wieder eine Herausforderung.

»Der Felsen dort sieht vielversprechend aus«, sagte Soul.

»Kannst du sehen, ob man da irgendwie hoch kommt?«, wollte Louna wissen, die genauso die Augen offen hielt.

»Vielleicht wenn wir ihn umrunden … «, schlug er vor. Sie durchquerten das hohe Gras, welches hier im Tal wuchs, kletterten über morsche, umgefallene Bäume und mussten auch kleinere Felsen überwinden. Am Ende waren sie mehr mit dem Klettern als dem Wandern an sich beschäftigt. Fabula stellte sich dabei sehr viel geschickter an als Louna. Während ihr Rutena wenig Probleme hatte zwischen den Felsen, die im Tal verteilt waren, entlang zu huschen und zu klettern, benötigte Louna vor allen bei steileren Hindernissen auch die Hilfe von Soul. Dabei mussten sie beide aufpassen, dass sie nicht bei einer besonders glatten und steilen Felswand noch abrutschten. Der Sturz würde zwar nicht sehr tief sein, aber verletzten konnte man sich dabei trotzdem. Erst als sie einen höheren Bereich erreicht hatten, machten sie erneut eine Pause, um tief durchzuatmen. 

»Du meine Güte, ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend werden würde.« Louna schnaufte und fächelte sich Luft zu, während sie Soul lachen hörte.

»Was hast du denn erwartet? Dieser Canyon ist eine Herausforderung für sich. War doch klar, dass wir an mancher Stelle klettern müssen«, meinte er amüsiert über ihre Naivität.

»Ja, schon … « Sie seufzte. 

»Wir können froh sein, dass wir bisher von wilden Pokémon verschont blieben, allerdings möchte ich nur ungern eine Nacht hier verbringen«, sagte Soul, der nun doch etwas besorgt klang. Egal wo man auf der Welt war, wenn man mitten in der Wildnis übernachte, konnte das gefährlich werden. Pokémon waren nicht immer friedlich und gerade in der Nacht war es gar nicht mal so unwahrscheinlich gefährlicheren Exemplaren zu begegnen, die verirrten Wanderer auflauerten und ihnen das Leben zur Hölle machten. Auch Louna hatte wenig Lust dazu hier zu übernachten, aber wenn sie sich den Sonnenstand betrachtete, würde es immer enger mit der Zeit werden. Doch davon ließ sie sich nicht die Laune verderben! Sie stand auf, nahm ihre Kamera und fotografierte mehrmals das Tal. Die weite Aussicht, die hohen Felsen und die wilde Natur musste sie unbedingt festhalten. Besonders schön war es, dass sie am Himmel ein Washakwil fliegen sehen konnte, was seine Kreise über das Tal zog. Vermutlich um eine passende Beute zu finden. Außerdem entdeckte Louna zwischen dem hohen Gras im Tal eine wilde Herde Pampross und Pampuli, die grasten, jedoch auch sehr aufmerksam waren. Sie schienen wachsam allein wegen dem Washakwil am Himmel zu sein. Ein jungen Pampuli wäre ein passendes Mal für so einen großen Raubvogel. Dank der Zoomfunktion ihrer Kamera konnte Louna Fotos vom Nahen machen und die Herde dabei beobachten, wie sie sich in Bewegung setzte und weg lief. Sie würden sich vermutlich ein sicheres Plätzchen suchen, obwohl es fraglich war, wo man hier im Tal Schutz finden konnte. Doch einige größere Felsspalten dürften sich bestimmt dafür anbieten. 

»Wir sollten weiter«, schlug Soul vor, als sie ihre Kamera absetzte und ihn sanft anlächelte.

»Ja.« Gemeinsam gingen sie weiter, begleitet von Fabula, die aufmerksam die Gegend im Auge behielt. Louna spürte mit jedem Schritt, den sie weiter gingen, dass Fabula nervöser wurde. Auch sie selbst hielt die Augen offen, mehr weil sie Miniras entdecken wollte, als dass sie sich bedroht fühlte. Doch von ihrem Rutena ging zusehends ein alarmierendes Gefühl aus, was auch Louna nervös machte.

»Was ist los?«, wollte Soul von ihr wissen.

»Ich weiß nicht. Irgendetwas beunruhigt Fabula«, sagte sie und rief ihr Pokémon näher zu sich heran. Fabula hörte sofort und lief zu ihr, aber die Unruhe in ihr ließ nicht nach.

»Was hast du, Fabula?«, fragte Louna und bekam verängstigte Gefühle von ihrem Pokémon übermittelt. Immer wieder sah Rutena in eine Richtung, aus der sie wohl Gefahr witterte. 

»Ich glaube, wir sollten weg von hier«, meinte Louna. Noch konnte sie nichts erkennen, aber Soul stimmte ihr zu. Wenn Fabula etwas witterte und deswegen beunruhigt war, sollten sie lieber das berücksichtigen und dementsprechend weiter gehen. Sie folgten einem Pfad in höhere Lagen. Während man außerhalb des Canyons kaum eine Chance hatte die Felswände zu erklimmen – ohne passende Kletterausrüstung – gab es hier im Tal einen Weg nach oben. Er war anstrengend und es würde dauern, bis sie die Spitze erreicht hatten, aber es schien der richtige Weg zu sein. Zwischendurch kamen sie nämlich wieder an einem Hinweisschild vorbei, welches andeutete, dass dieser Weg aus den Canyon führen konnte, wenn man ihn fortsetzte. Nur leider war das nicht so hilfreich gegenüber dem, was hinter ihnen zu liegen schien. Fabula jaulte leise auf, weil ihre Unruhe immer stärker wurde. Je öfters sie nach hinten sah, desto unruhiger wurde auch Louna. Mittlerweile fühlte sie sich auch verfolgt, obwohl sie gar nichts erkennen konnte. Soul blieb ebenfalls wachsam und als sie ein Heulen im Hintergrund hören konnten, waren sie sich endgültig einig, dass sie von hier schleunigst verschwinden sollten.

»Was glaubst du, was das für ein Pokémon war? Irgendwie erinnert mich dieses Heulen … «, fragte Louna Soul. Sie überlegte, woran sie sich erinnert fühlte. Welches Pokémon stieß so ein Heulen aus. Während sie einfach nicht drauf kam, hatte Soul die Idee dazu.

»Wolwerock. Soweit ich weiß, leben in diesem Tal recht viele Rudel. Würde mich nicht wundern, wenn es das ist, was Fabula so nervös machte.« Kaum hatte er seine Vermutung ausgesprochen, da fühlten sie beide die Bestätigung von Fabula. 

»Aber sind Wolwerocks denn angriffslustig? Ich dachte, die halten sich eher von Menschen fern«, gab Louna zu bedenken.

»Äh ja, solange es sich nicht um die Nachtform handelt … « Sie beide kannten sowohl die Tag- als auch die Nachtform von Wolwerock. Sie hatten beide diese erlebt und wussten, dass die Tagform friedfertig, wenn auch nicht ungefährlicher, war als die Nachtform. 

»Aber wir haben noch Tag, also … «, wollte Louna sich daran festbeißen, dass sie sich vor der Nachtform nicht fürchten mussten. Noch nicht. Angesichts dessen, dass die Sonne immer weiter unterging, könnte das auch bald anders aussehen. Aber selbst wenn sie einer Nachtform begegneten, sollte das keine Schwierigkeiten machen. Die Wolwerock Nachtformen waren Einzelgänger, anders als die Tagform, die sich gerne in Rudeln zusammenrottete und so in Familienverbänden zusammenlebte. 

Im Hintergrund hörten sie wieder das Heulen eines Wolwerocks. Nein, es waren mehrere Stimmen. Das wurde auch Soul und Louna klar. Und noch etwas: Das Heulen kam näher. 

»Okay … « Louna versuchte sich einzureden nicht nervös zu werden, aber Fabulas verängstigte Gefühle halfen dabei nicht weiter und dass sie das Heulen immer öfters hörten und vor allem auch immer näher, beruhigte genauso wenig. Sie erreichten ein Plateau, aber noch lange nicht den oberen Bereich des Canyons. Dennoch besaßen sie allein von diesem kleinen Plateau aus einen wunderschönen Ausblick auf das Tal. 

»Wir sollten nicht hier bleiben«, sagte Soul, der keine Pause einlegen wollte. Louna verstand ihn und verzichtete noch mehr Fotos zu machen, doch ehe sie den Weg weiter nach oben verfolgen konnten, hörten sie das Knurren von einem Wolwerock in der Nähe. Sie blieben stehen und drehten sich um. Es dauerte nicht lange, da tauchte das erste Wolwerock auf, begleitet von zwei weiteren Exemplare. Sie alle gehörten der Tagform an, wirkten allerdings wenig friedlich. Ihre Lefzen wurden zurückgezogen, so dass die spitzen Zähne deutlich zu sehen waren. Ihr Fellkragen waren aufgestellt, was die spitzen Felsen nur noch gefährlicher aussehen ließen. Wolwerocks waren vom Typ Gestein, deswegen wirkte ihr Fell auch wie aus Stein, aber das war nicht ganz richtig. Ja, sie hatten durchaus einige Körperbereiche die hart wie Stein waren, aber es bestand nicht wirklich aus Mineralien. Nichtsdestotrotz durfte man sie nicht unterschätzen. Mit einem Wolwerock zu kuscheln, war nicht ganz ungefährlich und gerade bei wilden Exemplare sollte man nicht erst auf die Idee kommen ihnen um den Hals zu springen. 

Soul stellte sich schützend vor Louna. Er wollte nicht riskieren, dass seine Freundin verletzt wurde, aber auch Louna wollte nicht, dass er etwas abbekam. Das Pokémon Menschen angriffen, lag entweder nur daran, weil sie von Natur aus aggressiv waren – was allerdings eher wenige Pokémon waren – oder weil sie sich gestört fühlten. Vielleicht waren Soul und Louna unbeabsichtigt in das Territorium dieses Rudels getreten, was sie nicht mochten und sie nun deswegen ihnen auflauerte. Fabulas Nervosität war also begründet gewesen. Erst recht, als auf einmal ein weiteres Wolwerock auftauchte. Sowohl Louna als auch Soul waren davon überrascht. Anders als die anderen Wolwerocks, die ein braun-weißes Fell besaßen, war das neu Dazugekommene mit einem rötlichen-weißen Fell ausgestattet. Sie beide erkannten sofort, dass es sich hierbei um eine Nachtform handelte.

»Es ist noch gar nicht Nacht«, beklagte Louna, die genauso wenig wie Soul verstand, weshalb die Nachtform auftauchte. Schlimmer noch, es sah so aus, als würde dieses Pokémon das Rudel anführen! Wie war das mit dem Einzelgängerisch? Offenbar waren die Fakten nicht ganz richtig oder handelte es sich hierbei um eine ungewöhnliche Ausnahme? 

»Ich vermute mal, die wollen uns nicht so einfach gehen lassen«, befürchtete Soul, der bereits einen Ball zur Hand nahm. Die Wolwerocks begannen sie zu umkreisen. Fabula, die neben Louna stand, knurrte warnend und stand deutlich unter Anspannung. Alleine konnte sie es mit den Wolwerocks natürlich nicht aufnehmen, weswegen Soul sein eigenes Pokémon zur Hilfe rief. Er wusste, dass das die Wolwerocks nur noch mehr provozierte, aber was sollten sie machen? Sie konnten nicht die ganze Zeit hier stehen bleiben und sich von den wilden Pokémon eingrenzen lassen, um darauf zu warten, dass sie angriffen! 

Dael scharrte mit seinen Pfoten auf dem Boden entlang. Ja, Soul hatte sein Hundemon gerufen. Es war sein erfahrenstes Pokémon und somit auch stärkstes. Sofort erkannte Dael die Situation, in der sie sich befanden und knurrte warnend in Richtung des Nachtform-Wolwerocks. Sein langer Schweif peitschte durch die Luft und warnte dadurch noch mehr die wilden Pokémon, die sich allerdings nicht einschüchtern ließen. 

»Was sollen wir machen?«, wollte Louna von ihrem Freund wissen, der vor allem die Nachtform im Auge behielt. 

»Wenn dieses Wolwerock tatsächlich der Rudelanführer ist, dann müssen wir nur ihn vertreiben, um das gesamte Rudel los zu werden.« Was einfacher klang, als es war. Vermutlich würden nämlich alle Wolwerocks angreifen, sobald der Anführer auf sie los ging. Louna drehte sich um und stand somit mit dem Rücken zu Soul.

»O-okay! Dann kümmere ich mich um die anderen Wolwerocks!«, sagte sie und ließ Soul wissen, dass er sich um die Nachtform kümmern sollte. Zwar war Soul besorgt darüber, aber er wusste, wozu Louna in der Lage war. Er vertraute ihr und überließ somit ihr den Rest, während er sich voll und ganz dem Anführer hingeben würde. Louna rief Adia zur Hilfe, damit Fabula unterstützt wurde. Spätestens da reichte es den Wolwerocks. Die Nachtform stellte sich auf seine Hinterpfoten und heulte in den Himmel hinauf. Das war das Zeichen für den Angriff. Soul reagierte sofort darauf und schickte Dael in den Kampf. Er war guter Dinge das Wolwerock besiegen zu können, aber unterschätzen durfte er es deswegen nicht.

Louna hingegen ließ Adia aufbrüllen. Ihr weibliches Pyroleo konnte zwar mit diesem Brüller die Wolwerocks nicht vertreiben, aber es hielt zumindest den Angriff der wilden Pokémon kurzzeitig auf, was Fabula die Chance gab einen Flammenwurf abzuschicken. Sie hatte ihren feurigen Ast nämlich wieder entzündet und griff damit an. Das war eines der Besonderheiten an dieser Pokémon-Art. Während andere Feuer-Pokémon meistens das Feuer ausspien – was Rutena auch konnte – kämpfte Fabula ausschließlich mit ihrem Feuerast. Durch ihre Fähigkeiten konnten sie von der Spitze aus das Feuer abschießen und dadurch verheerenden Schaden anrichten, wenn sie die Gegner traf. In diesem Fall traf sie zwar nicht direkt, trieb aber die Tagform-Wolwerocks etwas auseinander. Zwei von ihnen wichen vorerst zurück, während das Dritte in Angriff überging. Adia warf sich in den Kampf und lieferte sich fauchend, kratzend und beißend eine Auseinandersetzung mit dem Wolwerock. Die Kräfte waren relativ ausgeglichen, doch mit so viel Widerstand hatte das Wolwerock wohl nicht gerechnet. Adia kämpfte nicht zum ersten Mal. Die besaß bereits einiges an Kampferfahrung und konnte sich gut zur Wehr setzen. Da machte es ihr auch nichts aus, dass der Körper ihres Gegners an mancher Stelle steinhart war. Ihr feuriger Biss versengte trotzdem teilweise das Fell ihres Gegners und ließ ihn zurückweichen. Doch das reichte nicht aus. 

»Finsteraura!«, wies Louna ihr Pokémon an. Diesen Angriff hatte Adia dank Souls Pokémon gelernt. Das war außerordentlich praktisch, wenn man voneinander lernen konnte. Adia machte sich bereit und ließ ihren eigenen Schatten anwachsen. Es war wie Magie. Die Fähigkeiten der Pokémon beeindruckte bis heute Louna und ließ es für sie keine Selbstverständlichkeit sein. Der Schatten löste sich vom Boden und hüllte das erste Wolwerock ein. Während die anderen beiden bislang noch unentschlossen dagestanden hatten, gingen sie nun selbst in den Angriff über. Louna war sofort alarmiert, denn ein Gegner setzte Fabula sofort zu. Diese versuchte auf allen vier Pfoten so flink sie konnte den Angriffen auszuweichen, aber trotzdem wurde sie getroffen, schrie auf und wurde ein paar Meter weiter weg gestoßen.

»Adia!«, rief Louna nach ihrem Pyroleo und schickte dieses sofort zu Fabula, damit sie diese verteidigen konnte. Gerade rechtzeitig, denn zwei Wolwerocks wollten auf Fabula los gehen. Adia stellte sich ihnen entgegen und ließ eine flammende Wand vor ihnen entstehen. Das ließ erneut die wilden Pokémon zurückschrecken, aber nicht aufhalten. Wenigstens hatte Fabula genug Zeit sich wieder aufzurappeln. Da sie auch nicht zum ersten Mal mit Adia gemeinsam einen Kampf führte, hatten die beiden genug Erfahrung darin, wie Teamwork richtig funktionierte. Louna musste gar nicht viel sagen, denn Fabula wusste es schon selbst. Adia hatte sich auf den Boden gelegt und ließ Fabula auf ihren Rücken klettern. Sie klammerte sich an Adia fest, hielt dabei ihren Feuerast fest und ritt somit auf Adia. Diese Idee war Louna einmal während eines Trainings gekommen. Solange Fabula noch so klein war, konnte sie auf Adias Rücken sitzen. Adia sprang auf, sobald Fabula festen Halt gefunden hatte, doch da schrie auch schon wieder Louna.

»Fabula, pass auf die fliegenden Steine auf!« Die Wolwerocks mochten vielleicht die Feuerwand nicht sofort durchqueren können, aber sie konnten mit Steinen werfen. Augenblicklich setzte Fabula ihre telekinetischen Kräfte ein, um die Steine zurück und auf die Wolwerocks zu werfen. Diese mussten ausweichen, um nicht selbst davon getroffen zu werden. Louna war froh, dass der Kampf so gut verlief. Solange ihre Pokémon so gut zusammen arbeiteten, würden sie es schaffen die Wolwerocks hinzuhalten. Dadurch, dass Fabula auf Adias Rücken ritt, war sie nicht so angreifbar, denn auch wenn Fabulas Stärke in ihren psychischen Kräften lag, so war ihre Verteidigung gefährdet, wenn der Gegner ihr zu nahe kam. Das konnte allerdings Adia verhindern, die besonders im Nahkampf geschickt und stark war. 

Währenddessen musste Dael nur gegen einen Gegner kämpfen, aber der hatte es in sich. Als Dael und die Nachtform im Nahkampf aneinander geraten waren, hatte Soul bereits erkennen können, dass es auf diese Weise nicht so einfach zurückzuschlagen war. Daher wollte Soul auch, dass Dael auf Abstand ging, um auf diese Weise Wolwerock zu bekämpfen. Immer wieder versuchte die Nachtform in den Nahkampf zu kommen, denn darin lag die größte Stärke des Pokémons. Doch Dael machte es ihm nicht einfach. Auch wenn die Nachtform es einmal wieder schaffte nahe heran zu kommen, so konnte Dael durch einen Gegenstoß es wieder auf Abstand bringen. Durch den Einsatz von Nitroladung gewann Dael zusätzlich noch an Geschwindigkeit, was es dem Wolwerock erschwerte das Hundemon überhaupt zu erwischen. Dael lief um es herum, versuchte es auf diese Weise zu verwirren wie auch zu ermüden und die Unlichtattacken, die Dael aus der Ferne einsetzen konnte wie die Finsteraura, die vorhin schon Adia eingesetzt hatte, setzten Wolwerock noch mehr zu. Die Wut in Wolwerock nahm bedrohlich zu. Das war einfach zu erkennen. Es brüllte und knurrte und versuchte mit allen Mitteln Hundemon zu erwischen und es zu verletzen. Soul war sich sicher, dass Wolwerock ohne zögern sein Pokémon umbringen würde, wenn es die Gelegenheit dazu hatte. Der Blutdurst triefte nur so aus diesem Pokémon. Daher war Soul auch angespannt, was er allerdings versuchte nicht nach außen hin zu zeigen. Er musste Ruhe bewahren, um seinem Pokémon helfen zu können. Dael war geschickt und stark, so einfach ließ er sich nicht erwischen und selbst wenn er wieder mit Wolwerock aneinander geriet, so ließ er sich nicht unterkriegen. Mit einem heftigen Einsatz der Hörner auf Daels Kopf wurde Wolwerock zurückgestoßen, welches sogleich taumelte und zu Boden ging, weil es das Gleichgewicht verlor. Das war für Soul die Gelegenheit. Er stieß einen Pfiff aus, was Dael sofort erkannte, denn es war das Zeichen, um sich zurückzuziehen. Soul drehte sich auf dem Absatz um, griff nach Lounas Hand und zerrte sie mit sich. Gerade in dem Moment hatten Fabula und Adia es wieder geschafft eine Flammenwand zu errichten, die die Wolwerocks davon abhielten ihnen nachzulaufen. Die meisten Pokémon hatten Angst vor Feuer, weil es schreckliche Auswirkungen haben konnte. Kein Pokémon warf sich freiwillig durch Feuer, auch keine Gesteins-Pokémon wie Wolwerock. Das gab Louna, Soul und ihren Pokémon die Möglichkeit zur Flucht. Außerdem zögerten die Tagformen, weil die Nachtform sich erst wieder aufrappeln musste. Soul und Louna rannten so schnell sie konnten. Sie wollten die Wolwerocks nicht so schwer verletzten, dass diese sich nicht mehr rühren konnten, aber natürlich wollten sie auch nicht, dass sie oder ihre Pokémon zu Schaden kamen. Die Flucht war die bessere Alternative, doch diese würde nur gelingen, wenn die Wolwerocks sie nicht verfolgten. 

Erst als sie so sehr außer Atem waren, dass sie kaum noch weiter rennen konnten, wurden sie langsamer, dennoch zog Soul Louna weiter mit sich, denn stehen bleiben wollte er nicht.

»Ich kann nicht mehr«, schnaufte Louna, die eine Pause brauchte. Doch Soul ließ sie nicht und so stolperte sie ihm weiter hinterher, den Pfad höher und höher. Als sie das obere Plateau erreichten, ließ Soul sie los, so dass sie zu Boden sackte und sich ausruhen konnte. Ihre Seite stach heftig und sie saß mehrere Minuten da, um ihre Atmung wieder zu beruhigen. Fabula und Adia waren bei ihr und ruhten sich ebenfalls aus. Auch Soul schnappte nach Luft, sah aber zurück und beobachtete die Gegend. Dael tat es ihm gleich, doch beide konnten keine Wolwerocks erkennen. Hatten sie das Rudel wirklich abgehängt? Möglicherweise waren diese ihnen nicht nachgerannt, was ein gutes Zeichen war. Noch einige Minuten stand Soul da, lauschte und beobachtete alles, ehe er sich halbwegs sicher fühlte und glaubte, dass die Wolwerocks ihnen wirklich nicht mehr nachkamen. Er ging zu Louna, setzte sich neben sie hin und zog sie in die Arme.

»So viel zu unserem spannenden Abenteuer auf Poni«, sagte er. Louna lehnte sich gegen ihn und musste leise lachen. 

»Ja, tut mir leid, ich hab mir das auch ein wenig anders vorgestellt.« Nichtsdestotrotz bereute weder er noch sie es hier her gekommen zu sein. Sie hatten ein paar schöne Orte gesehen, einige Pokémon in ihrer natürlichen Umgebung beobachten können und das Wichtigste daran war, dass sie gemeinsam alles erlebt hatten. Selbst der Kampf mit den Wolwerocks war aufregend gewesen. Sicher, es hätte auch anders verlaufen können, aber Wolwerocks in der freien Natur zu erleben, war auch ein tolles Erlebnis gewesen. Interessanter wäre es natürlich, wenn diese sie nicht angegriffen hätten, sondern irgendwo friedlich dagelegen und sich um ihre Welpen gekümmert hätten. Aber man konnte auch nicht alles haben. So wie Louna leider an diesem Tag kein Miniras gefunden hatte. Das war schade, aber das machte ihr nichts aus. Sie saß eng umschlungen bei Soul und war glücklich. Mehr brauchte sie gar nicht! 

Als sie wieder aufblickte, konnte sie gemeinsam mit ihm und ihren Pokémon den Sonnenuntergang erleben. Jetzt, wo sie hier so weit oben waren, bot sich ein atemberaubender Anblick. Die Sonne hatte alles in rot und orange getaucht. Ein paar Vogel-Pokémon flogen über sie hinweg. Es waren Kramurxe, weswegen Louna gleich an Alice, Souls Kramshef, denken musste. Der Canyon lag ruhig da und dennoch konnte man den Widerhall von Wolwerocks Heulen hören. Bald würde es dunkel sein, aber allein diese Aussicht hier war es wert gewesen hergekommen zu sein. Glücklich lächelte Louna. Nirgendwo sonst würde sie so ein Bild erblicken können. 

»Es ist zwar nicht das … «, begann Soul, der in seinem Rucksack nach irgendetwas suchte, bis er es gefunden hatte und Louna reichte. Sie sah ihn fragend an, als sie das kleine Päckchen an sich nahm. Es war sorgfältig eingepackt wurden. Etwa von ihm? War das ein Geschenk?

» … was du haben wolltest, aber … « Er zuckte nur mit den Schultern, als er das sagte, sah dann wieder nach vorn und über das Tal hinweg und beobachtete sie nicht dabei, wie sie es langsam auspackte. Louna verstand überhaupt nicht, was das sollte. Oder was er meinte, bis sie vorsichtig das Papier gelöste hatte, um das zum Vorschein zu bringen, was eingepackt gewesen war. In ihrer Hand hielt sie eine kleine Herzschuppe, die im Sonnenschein verschiedenfarbig leuchtete. Eine Herzschuppe von einem Liebiskus, die sie manchmal verloren und die gleichzeitig eine besondere Bedeutung besaßen. Soul schenkte ihr diese? Wann hatte er diese überhaupt besorgt gehabt? Doch nicht auf Alola, das konnte nicht sein. Da waren sie eigentlich die ganze Zeit zusammen unterwegs gewesen. 

… nicht das, was du haben wolltest … 

Lounas Augen wurden ganz groß, als sie seine Worte noch einmal gedanklich wiederholte. Was hatte sie denn gewollt? Sie wusste es … 

»Du hast … die ganze Zeit gewusst, dass … «, murmelte sie voller Staunen. Er hatte gewusst, dass sie nach Poni gewollt hatte, weil sie ein rosafarbenes Miniras sehen wollte! Auch wenn das nun nicht eingetreten war. Schenkte er ihr deswegen die Herzschuppe? Als kleines Trostpflaster? Er ahnte gar nicht wie viel ihr das bedeutete. Die ganze Zeit hatte sie versucht, es geheim zu halten, weil sie geglaubt hatte, dass er sie bestimmt deswegen auslachen würde, dass sie an so einen Schwachsinn glaubte. Es war ja auch wirklich albern und ihr war auch klar, dass es diese Legende nur gab, um ein paar verliebte Mädchenherzen höher schlagen zu lassen. So war das eben mit der Romantik. Die Wahrscheinlichkeit solch einem besonderen Miniras zu begegnen, war verschwindend gering. Das war ihr klar gewesen und Soul erst recht. Dass er trotzdem eine Herzschuppe besorgt hatte, wenn auch von keinem Miniras, denn das wäre etwas fragwürdig gewesen, weil die ihre Kopfschuppe nicht einfach verloren. Er hatte an sie gedacht. Er hatte mit der Herzschuppe ein symbolisches Zeichen gesetzt, um ihr eine Freude zu bereiten. Louna war zu Tränen gerührt. Besonders romantisch war Soul eigentlich nie gewesen, aber das traf sie mitten ins Herz. So sehr, dass sie ihm heftig um den Hals fiel, dass er sich erschreckte. Reflexartig hielt er sie fest, denn durch den Schwung musste er selbst aufpassen nicht umzufallen. Doch am Ende saß sie auf ihm, umarmte ihn und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, dass ihm hoffentlich klar wurde, wie sehr sie sich darüber freute. Erst jetzt wurde ihr so richtig klar, was er getan hatte. Nicht nur mit diesem Geschenk. Er war mit ihr nach Poni gekommen, um ihr eine Freude zu bereiten. Auch wenn er am Anfang wenig Lust darauf gehabt hatte. Er hatte es wegen ihr getan, ohne sich großartig zu beschweren. 

»Ich liebe dich«, murmelte sie, als sie immer noch in seinen Armen lag und sich an ihm festhielt. Sie wollte ihn gar nicht mehr los lassen. Er hatte das alles für sie getan … ! 

»Ähm? Louna?« Seine Stimme verwirrte sie ein wenig, weil er erstaunt klang. Doch nicht etwa wegen ihrer Worte? Die hatte sie nicht zum ersten Mal gesagt. Die Gefühle füreinander hatten sie schon vor einer ganzen Weile offenbart gehabt, aber das war auch gar nicht das Problem. Soul wollte sie auf etwas anderes aufmerksam machen, weswegen sie ein wenig von ihm abrückte, um in die Richtung zu sehen, in die er deutete. Er selbst sah sehr überrascht aus, denn er war von vorn herein davon ausgegangen, dass sie nie und nimmer hier ein Miniras finden würden. Klar, Drachen versteckten sich zu gerne und selbst wenn sie eines gefunden hätten, dann doch sicher nicht dieses

Louna hatte selbst das Gefühl, dass ihr die Augen aus dem Kopf fallen würden, als sie das Miniras erblickte, welches mehrere Meter von ihnen entfernt stand. Es hockte auf einem kleinen Felsen und sah genau in ihre Richtung! Seine Beine waren von dunkelgrauen Schuppen bedeckt, während der Körper gelb leuchtete, doch das aller wichtigste war die Herzschuppe auf dem Kopf.

»Es ist … ROSA!« Louna konnte kaum glauben, was sie sah. Soul ebenso wenig. Zwar hatte Louna gehofft es zu sehen, doch Soul überhaupt nicht. Beide waren so perplex, dass sie einfach nur an Ort und Stelle saßen und sich nicht rührten. Weder kamen sie auf die Idee die Kamera zu zücken noch kam der Gedanke auf, es vielleicht zu fangen. Sie sahen dabei zu, wie es sich räkelte und streckte, ein wenig gähnte und dann gemütlich los lief, um zu gehen. Schon bald war es verschwunden und die beiden sahen sich überwältigt an. 

»Oh man.« Soul wusste gar nicht, was er dazu sagen sollte. Auch Louna fehlten die Worte, aber dann wurde die Freude in ihr größer, obwohl sie gar nicht mehr hätte glücklicher sein können. Sie lachte und umarmte ihren Freund wieder, glücklich darüber mit ihm hier zu sein. Glücklich darüber, dass er so liebevoll war und glücklich darüber doch noch ein so besonderes Miniras gesehen zu haben. Der Tag hatte sich auf alle Fälle gelohnt! Egal, ob bald die Nacht herein brach und egal, wie sie hier wieder weg kamen … Alola war traumhaft, selbst wenn die Abfahrt später für Soul wieder eine Tutor sein würde. Ausgleichende Gerechtigkeit gab es immerhin mit dem Flug von Glurak, den Louna nicht vertrug. Doch beide waren sich sicher: Sie würden irgendwann wieder so ein Abenteuer unternehmen.