Freunde über Umwege

Genre: Fanfiktion

 

Diese Kurzgeschichte ist eine Spin-Off Geschichte von Feurige Leidenschaft. Es handelt sich hier um ein besonderes Ereignis eines Charakters: Xelif Payne.

 

Das Kopieren bzw. Entwenden der Bilder wie auch Texte sind ohne ausdrückliche Erlaubnis von Alexia Drael nicht erlaubt.

 


Freunde über Umwege

 

Mit weit aufgesperrten blauen Augen betrachtete Xelif das große Gebäude vor sich. Er war erstaunt und das trotz allem, was er bereits vom Kampfschloss gehört hatte. Wer in die Kalos-Region fuhr und hier unterwegs war, der bekam früher oder später so einiges mit, unter anderem die Erwähnung so mancher Sehenswürdigkeiten. Das Schloss selbst befand sich direkt auf der Rivière-Promenade, die als Route Sieben der Kalosregion bekannt war. Xelif hatte schon seit Beginn hier her kommen wollen. Nachdem er vor wenigen Monaten nach Kalos gekommen war, hatte er bereits vom Schloss gehört und war neugierig geworden, doch bislang hatte sein Weg ihn nicht hier her geführt. 

Heute war das anders. Heute war er hier. Denn genau heute stand er direkt vor dem Kampfschloss und das nicht einmal allein.

»Grinst du eigentlich immer so dämlich vor dich hin?«, fragte eine Stimme neben Xelif, der sich vom Anblick des imposanten Gebäudes abwandte, um Soul anzusehen, der neben ihm stand.

»Bist du immer so mies gelaunt?«, stellte Xelif eine Gegenfrage, anstatt direkt zu antworten. Soul kommentierte diese Frage nur mit einem Schnauben, danach wandte er sich direkt von Xelif ab und betrachtete die Umgebung.

Vor dem Schloss befand sich die Rivière-Promenade, doch das Schloss selbst war über den Fluss gebaut worden. Gerade deswegen war es berühmt geworden, ehe all die Kämpfe im Schloss begonnen haben. Die architektonische Meisterleistung lockte auch so manchen Architekten hier her, der das Schloss nicht nur bewundern, sondern auch erforschen wollte. Erforschen wollte es auch Xelif, doch der war weniger an den Feinheiten interessiert, wie das Schloss aufgebaut war, als viel mehr an all den Trainern, die sich hier tummelten. Als Kampfattraktion war es buchstäblich für jeden Trainer Pflicht, der sich in Kalos befand, wenigstens einmal hier gekämpft zu haben. Die Besten der Besten traten gegeneinander an und selbst wenn man noch zu den Anfängern gehörte, konnte man sich hier im Kampfschloss einen Namen machen, wenn man es drauf hatte. Es war nur wichtig stark und raffiniert zu sein, um die Herausforderungen zu meistern. Ähnlich wie in der Pokémon-Liga, doch für das Kampfschloss benötigte man keinen Orden, um dabei sein zu dürfen. 

»Hast du vor noch länger Löcher in die Luft zu starren oder … ?«, erhob Soul erneut seine Stimme. Warum war er eigentlich hier? Nun, man konnte es Zufall nennen. Das Kampfschloss war nicht direkt sein Ziel gewesen, doch ehe er sich versah, war er da gewesen. Schuld daran trug eigentlich Xelif, der ihn voll gequatscht hatte, fast schon schlimmer noch als Louna, die wer weiß wo herum gurkte. Möglicherweise in der Pokémon-Pension, die sich ebenfalls auf dieser Route befand. Was auch immer, das ging Soul nichts an.

»Ich? Sieht eher aus, als wenn du hier vor dich hin träumen würdest«, erwiderte Xelif Souls Worte. Beide Trainer starrten sich gegenseitig herausfordernd an, doch sie schwiegen und setzten sich gleichzeitig in Bewegung, als hätte es ein stilles Kommando dafür gegeben. 

»Du willst hier wirklich antreten?«, wollte Soul wissen. Aus seiner Stimme konnte man die Skepsis heraus hören. Auch seine stechend blauen Augen zeigten die Skepsis darüber, ob Xelif tatsächlich bestehen konnte.

»Natürlich! Mein Team ist stark, ich schaukle das Baby schon!« Bei den Worten hob Soul eine schwarze Augenbraue.

»Ach?« Noch war er nicht überzeugt von Xelif, der ursprünglich aus Hoenn kam. Aber wie könnte er auch? Soul kannte Xelif nicht wirklich gut oder lange. Wie stark sein Team tatsächlich war, würde sich erst noch zeigen müssen. Vorerst schwieg Soul und nahm es so hin. Xelif war von sich überzeugt und solange es dafür keine Bestätigung gab oder möglicherweise sogar etwas dagegen sprach, würde Soul ihn nicht als schwach, aber auch nicht als stark betiteln.

Die beiden jungen Männer näherten sich dem Schloss immer mehr. Es war einiges los, viele Trainer waren anwesend, tummelten sich vor dem Kampfschloss oder im Inneren herum. Einige hatten ihre Pokémon bei sich, außerhalb der Bälle, so dass man die unterschiedlichsten Typen erkennen konnte.

»Hier ist echt viel los, ich bin verblüfft, aber das ist umso besser. Viele Gegner, die nur darauf warten platt gemacht zu werden!« Xelifs Begeisterung sprudelte förmlich aus ihm heraus, worüber Soul hingegen nur den Kopf schütteln konnte. Wer die beiden jungen Männer sah und deren Persönlichkeiten auch mitbekam, der würde sich wundern, warum sie beide gemeinsam unterwegs waren. Xelif wirkte im Gegensatz zu Soul fröhlich, geradezu euphorisch und lebensfroh, während Soul hingegen wie der düstere Typ wirkte, der nicht viel zu lachen hatte. Ob er überhaupt lachen konnte? 

»Pass lieber auf, dass dich keiner platt macht. Gegen Herzoge und Herzoginnen wirst du vermutlich keine Chance haben«, kommentierte Soul trocken Xelifs Worte, der ihn nur schnaubend ansah.

»Sei bloß kein Spielverderber!«

»Ich bin Realist, mehr nicht.« Wieder schnaufte Xelif, dem die langweilige und zu ernste Stimmung von Soul etwas auf den Magen schlug. Vielleicht hätte Xelif Louna fragen sollen, ob sie mit ihm hier her kam. Oder er hätte direkt allein kommen sollen. Aber nun war es zu spät. Dass Soul noch immer hier war und nicht längst seinen eigenen Weg gegangen war, wunderte Xelif aber dann doch.

»Du willst doch auch kämpfen, oder nicht? Hast du schon einen Rang?« Xelif hatte bereits von den Adelstiteln gehört, die man im Kampfschloss erkämpfen konnte. Je besser man war, desto höher war der Adelstitel. Herzog und Herzogin waren dabei die höchsten Ränge, die man gewinnen konnte. Nur der Champ der Kalosregion konnte den Großherzog- oder Großherzoginnentitel erwerben. Xelif fand das sehr aufregend. Ihm war danach selbst so weit aufzusteigen. Er wollte der Stärkste sein, doch trotz aller Euphorie wusste er auch, dass dieser Posten nicht so ohne weiteres zu gewinnen war. Er glaubte an sein Team, an seine treuen Pokémon, die er hauptsächlich in der Hoenn-Region gefangen hatte. Er würde siegen und nicht aufgeben! 

 

»Was'n das für'n Vieh? Sieht ja echt seltsam aus? Gibt's das hier in Kalos überhaupt?« Eine fremde und ziemlich unhöflich klingende Stimme riss Xelif aus seinem Siegertraum heraus und zu einer Gruppe an Trainern. Sie stand ein wenig abseits vom Schloss. Noch bevor Soul und Xelif jenes betreten konnten, war ihre Aufmerksamkeit bei der fremden Gruppe.

»Was ist denn da los?«, wollte Xelif wissen. Es war eine rein rhetorische Frage, denn Soul konnte ihm keine genaue Antwort darauf geben. Nicht mehr, als er selbst mit eigenen Augen sehen konnte. 

Die fremde Stimme gehörte zu einem grobschlächtigen Kerl, der über 1,90 Meter groß sein dürfte. Noch größer als Soul, wenn auch nicht so viel. Xelif war tatsächlich zwei Zentimeter kleiner als Soul, aber wen interessierte das schon? Es kam schließlich nicht immer auf die Größe an!

»Hey, was macht ihr da?«, wollte Xelif wissen und ging auf die Gruppe zu. Soul hatte kurz überlegt, ob er ihn aufhalten sollte, ließ ihn aber sein Ding durchziehen. Allerdings blieb er weiter zurück stehen und mischte sich vorerst nicht ein.

Neben dem grobschlächtigen großen Kerl mit den braunen Wuschelhaaren stand ein etwas kleinerer Typ mit schmaler Brille auf der Nase, die er ständig mit den Finger weiter hoch schob.

»Geht dich nichts an, Bürschchen«, antwortete der Typ mit der Brille und betrachtete wieder das kleine Fellknäuel, welches von einem Mädchen gehalten wurde. Sie war noch keine fünfzehn Jahre alt. Xelif schätzte sie sogar wegen ihrer blonden Zöpfe und ihrem allgemein kindlichen Aussehen und ihrem hellrosafarbenem Kleidchen als elf, vielleicht auch zwölf, Jahre alt. Jünger als alle anderen auf jeden Fall. Sie drückte das kleine graue Pokémon in ihren Armen noch enger an sich, doch da eine Wand hinter ihr stand, hatte sie wenig Fluchtmöglichkeiten. Der grobschlächtige Kerl und der Typ mit der Brille standen direkt vor ihr und bedrängten sie.

»Geht weg! Lasst mich in Ruhe!«, sagte das Mädchen. Ihre Stimme zitterte leicht, sie hatte eindeutig Angst. 

»Na na, wir wollen doch nur sehen, was für ein Pokémon du hast. Ist das so'n seltenes Vieh aus einer anderen Region?«, fragte der grobschlächtige Kerl und beugte sich etwas tiefer, um das Mädchen, als auch ihr Pokémon noch genauer zu betrachten. Xelif erkannte nicht viel. Von seiner Position aus, wirkte das kleine Pokémon in den Armen des Mädchens wie ein kleines graues Teddiursa, nur das der Sichelmond auf der Stirn fehlte und … Nun ja, es hatte eben kein braunes Fell. Xelif kniff ein wenig die Augen zusammen. Es war kein Teddiursa, aber was war es denn dann? Bevor er noch länger darüber nachdachte, mischte er sich wieder ein, denn der grobschlächtige Typ war dabei seine Pranke auszustrecken, um dem Mädchen das Pokémon aus den Armen zu reißen.

»Hey, was soll denn das? Lasst sie in Ruhe!«, rief Xelif auf. Er würde nicht dabei zusehen, wie man einem kleinen Mädchen das Pokémon wegnahm! Das verbot ihm seine Ehre. Soul im Hintergrund, der sich bisher nicht einmischte, seufzte auf. Er ahnte bereits jetzt schon, dass das nicht gut enden würde. Der riesige Kerl ignorierte Xelif einfach und griff nach dem grauen Pokémon, welches verschlafen auf quäkte. Verzweifelt hielt es sich am Arm des Mädchens fest, welches wiederum ihr Pokémon festhielt, allerdings mit wenig Erfolg. Der Typ erdreistete sich tatsächlich es ihr wegzunehmen! 

Hilflos zappelte der kleine flauschige und graue Teddybär in der Pranke des Typen, ohne sich befreien zu können.

»Gib mir sofort Koa zurück! Lass sie los!«, schrie das blonde Mädchen auf. Tränen sammelten sich schon jetzt in ihren Augenwinkeln. Sie sprang mit ausgestreckten Armen am großen Kerl hinauf, aber ohne Erfolg. Der Typ schubste sie einfach wieder zurück, dass sie das Gleichgewicht verlor und auf dem Hosenboden landete.

»Hey hey hey!« Xelif hatte genug gesehen. Er wurde stinksauer ob der Behandlung und der Unhöflichkeit dem Mädchen und ihrem Pokémon gegenüber.

»Du spinnst wohl, oder was?! Das ist Diebstahl!«, warf er dem Typen an den Kopf und überlegte, ob er seinen besten Freund Xen zur Hilfe rufen sollte.

»Wie meinen?« Der grobschlächtige Wuschelkopf musterte abfällig Xelif, der mit den Zähnen knirschte.

»Ich will mir doch nur das Vieh anschauen! Sieht aber ziemlich lahm aus.« Koa, das kleine graue Pokémon quietschte unzufrieden und ängstlich auf. Sie versuchte sich immer noch mit zappelnden Bewegungen zu befreien, aber es gelang ihr einfach nicht.

»Grr, jetzt reichts aber!« Xelif hatte genug und griff nach einem seiner Pokébälle, die er wie viele Trainer am Gürtel trug. Er kannte auch einige, die ihre Bälle lieber an einem Gurt um den Arm trugen, aber das empfand Xelif für sich selbst als störend. 

»Oh? Willst du vielleicht einen Kampf?« Der kleinere Kerl mit der eckigen Brille auf der Nase bemerkte Xelifs Bewegung und sprang darauf sofort an. Sein Interesse war geweckt, denn wie viele andere auch, war er auch wegen der Kämpfe hier.

»Wie wäre es damit?«, begann er einen Vorschlag zu unterbreiten.

»Wenn du gegen uns gewinnst, geben wir das kleine Vieh wieder zurück und wenn wir gewinnen … « Xelif glaubte sich zu verhören, weswegen er den Brillenträger sofort unterbrach. 

»Geht's noch? Das ist Bestechung, noch dazu, dass es ebenfalls Diebstahl ist, wenn ihr das Pokémon nicht zurück gebt!«, platzte Xelif mit den Worten heraus.

»Unsinn! Von wegen Diebstahl … Trophäe würde ich es eher nennen«, meinte der größere Kerl und lachte dreckig ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. 

»Genau! Oder hast du vielleicht Angst zu verlieren?«, provozierte der Brillenträger und sah listig drein. Xelif, der schon jetzt wütend war, stampfte mit den Füßen auf.

»Angst? Ich? Das kannst du voll vergessen! Ich mache euch platt, darauf kannst du wetten!«

»Schön, dann stimmst du unserer Vereinbarung zu … «, meinte der Brillenträger trocken.

»A-aber … « Noch bevor Xelif richtige Widerworte von sich geben konnte, steckte er auch schon mitten drin.

»Wir erwarten dich auf dem Kampfplatz«, sagte der Typ mit der Brille und gab seinem Freund ein Zeichen aufzubrechen. Mit offenem Mund stand Xelif da und sah dabei zu, wie die beiden gingen, um das Kampfschloss zu betreten. Er war so verblüfft über die Wendung der Situation, dass er nicht einmal auf die Idee kam sein Pokémon ihnen hinterher zu werfen, damit es sie aufhielt. Erst das Schluchzen des Mädchens riss ihn aus seiner Erstarrung.

»Oh nein, sie haben Koa mitgenommen, meine arme kleine Koa!« Sie weinte bitterlich, so dass ihr dicke Tränen über die Wange liefen. Koa war schließlich ihr einziges Pokémon und dazu ihre aller beste Freundin. Sie liebte die kleine Koa so sehr, dass es ihr das Herz brach, dass sie nun weg war. Wie sollte sie sie denn wieder bekommen?

»Äh, ah, also ich … t-tut mir leid. Ich … « Xelif stotterte vor sich hin, bis er sich gedanklich selbst in den Hintern trat, seinen Kopf schüttelte und neuen Mut fasste.

»Keine Sorge! Ich werde dir dein Pokémon zurück bringen!«, versprach er dem Mädchen, das wenig überzeugt drein sah, dafür aber mit einem verheulten Gesicht da stand. Sie kannte Xelif nicht. Woher sollte sie wissen, ob er wirklich in der Lage war, ihre Koa zurückzubringen?

»Idiot!«, ertönte es kurz darauf hinter Xelif, der erschrocken zusammen zuckte und sich umdrehte.

»Was?«

»Bist du bescheuert, oder was? Du hättest das einfach der Polizei überlassen können. Die hätten die beiden überführen können.« Soul starrte wütend Xelif an. Normalerweise mischte er sich nicht in die Probleme anderer Leute ein, aber Xelif hatte sich unglaublich dumm verhalten. Jetzt lag es an ihm, diesen idiotischen Fehler auszubügeln. Mit großen Augen starrte Xelif sprachlos Soul wütendes Gesicht an.

»Ich, äh … «

»Spar dir lieber die leeren Worte. Ich hoffe für dich, dass du wirklich so stark bist und die beiden Idioten keine meisterlichen Pokémon haben, sonst hast du es echt verkackt.« Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, ging Soul Xelif an – zurecht, wie er fand! 

»Ich werde das schon wieder hinbiegen!«, versuchte sich Xelif zu verteidigen und ballte die Fäuste. Er würde sich doch nicht von zwei schmierigen Typen besiegen lassen! Niemals! Er kam schließlich aus Hoenn und hatte schon dort fleißig trainiert und auch gegen einige Arenaleiter gekämpft und gewonnen! Da wären diese Typen doch ein Klacks, jawohl!

»Besser wäre das für dich und vor allem für die Kleine.« Soul deutete auf das Mädchen, deren immer noch verzweifelte Tränen über die Wangen liefen.

»Koa«, schniefte sie. 

»Hey, wein doch nicht mehr. Ich bekomme das wirklich hin, ehrlich!«, versuchte Xelif sie wieder aufzumuntern.

»Auf zum Kampfplatz!«, sagte er, warf die Faust in die Luft und stiefelte dann los. Xelif war guter Dinge, obwohl er sich innerlich auch Sorgen machte. Was würde sein, wenn er es nicht schaffte die beiden zu besiegen? Daran durfte er einfach nicht denken!

Soul sah Xelif nach und schüttelte erneut den Kopf. Seine blauen Augen musterten jedoch auch noch mal das Mädchen, die ihn traurig ansah, als wollte sie ihn darum bitten, dass auch er half. Er seufzte und setzte sich in Bewegung, um Xelif zu folgen. Das konnte noch was werden … 

 

Der Kampfplatz war groß und der wichtigste Schauplatz des gesamten Schlosses. Er lag außerhalb, aber um ihn herum floss der Fluss in leichten Wellen. Der Tag war an sich von einem guten Wetter gesegnet. Außerdem war es noch hell, auch wenn der späte Nachmittag eingekehrt war. Da allerdings hier einiges los war und noch ein paar Kämpfe ausstanden, musste Xelif warten, bis er die Chance bekam gegen die beiden Typen anzutreten. Davon ganz abgesehen, fragte er sich sowieso, wo diese beiden waren. Hatten sie ihn vielleicht rein gelegt und hatten sich bereits aus dem Staub gemacht? Bevor diese Befürchtung noch Fuß fassen konnte, standen sie wie aus dem Nichts auftauchend vor ihm, als er sich umsah.

»Na? Immer noch sicher, dass du gegen uns antreten willst?« Sowohl der Brillenträger als auch der riesige Typ grinsten unverschämt.

»Wo ist Koa?«, wollte Xelif wissen anstatt auf ihre Provokation einzugehen.

»Koa? Ach du meinst das kleine graue Ding? Das ist an einem sicheren Plätzchen, keine Panik«, erklärte der Brillenträger und schob seine eckige Brille auf der Nase zurecht.

»Wir sind gleich dran, mach dich besser bereit eine vernichtende Niederlage einzustecken«, verhöhnte der grobschlächtige Kerl Xelif, der mit den Zähnen knirschte. Dieser Typ war ihm echt unsympathisch.

»Zwei gegen eins ist ganz schön unfair, meint ihr nicht?«, mischte sich Soul ein. Er hatte die ganze Zeit neben Xelif gestanden und obwohl er es hasste sich in fremde Angelegenheiten einzumischen, tat er es genau in diesem Fall. 

»Soll heißen, du willst ebenfalls gegen uns kämpfen?«, wollte der Brillenträger wissen und tauschte mit seinem großen Freund einen vielsagenden Blick aus.

»Meinetwegen, aber du wirst an der Niederlage auch nichts ändern können. Bis gleich«, gab er als Antwort, ehe die beiden auch schon wieder zwischen all den anderen Trainern verschwanden, um sich auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten.

»Bist du dir sicher, dass du das willst?«, fragte Xelif Soul verunsichert. Es war ja schön und gut, dass Soul ihm Beistand anbieten wollte, aber wie stark war Soul eigentlich? Denn so wie Soul nicht wusste, wie gut Xelif war, verhielt es sich auch umgekehrt. Die beiden kannten sich einfach nicht gut genug, um den jeweils anderen richtig einzuschätzen.

»Mach dir darum keine Gedanken und kümmere dich darum, dass du den Kampf gewinnst und das Mädchen ihr Pokémon zurückbekommt«, antwortete Soul ernst. Xelif nickte ihm zu. Er hatte verstanden. Soul war vermutlich kein so unfähiger Trainer. Er wirkte auf ihn ziemlich selbstbewusst. Wenn daran nichts dran war, musste Xelif eben das Ponita selber schaukeln! Das wäre doch gelacht, wenn er nicht gewinnen würde! 

 

»Mesdames et messieurs, le prochain combat a lieu dans quelques instants … «, hörte Xelif die Ansage des Moderators, der in einem feinen Anzug gekleidet war, um dem Flair des Schlosses nachzukommen. Xelif verstand nicht wirklich viel. Dadurch, dass er aus Hoenn stammte, hatte er noch manches Mal ein paar Sprachschwierigkeiten, aber was der Moderator vor sich hin brabbelte, interessierte ihn auch nicht wirklich. Hauptsache er wusste, wann es los ging und das schien nun der Augenblick zu sein. Soul setzte sich in Bewegung und so folgte Xelif ihm auf die rechte Seite des Kampfplatzes, um Stellung aufzunehmen. Jetzt, wo es gleich beginnen würde, bekam Xelif doch ein wenig Muffensausen. So viele Augenpaare, die ihm dabei zusehen würden, wie er kämpfte und seine Pokémon einsetzte! Das war wie in einer echten Arena oder auch wie in einer Pokémon-Liga! Wobei er da noch nicht gewesen war, aber genau so stellte er es sich vor. Jubelnde Massen, viele Augenpaare, die einen kritisch beobachteten und einen spektakulären Kampf erwarteten! Es ging hier nicht nur darum sich zu beweisen, sondern auch, um das Pokémon Koa von dem blonden Mädchen zurück zu gewinnen! 

»Es wird ein Doppelkampf stattfinden. Zwei gegen zwei, wobei jeder einzelne Trainer jeweils maximal zwei Pokémon einsetzen kann. Jenes Team, das kein kampfbereites Pokémon mehr hat, hat verloren. Bereit?« Der Moderator sah zwischen beiden Teams hin und her. Auf der rechten Seite stand Xelif, angespannt wie eine Feder, neben Soul, der nicht cooler hätte wirken können mit seiner ruhigen Art. Auf der linken Seite befanden sich der Brillenträger und der Riese, die selbstbewusst grinsten. Scheinbar kämpften sie hier nicht zum ersten Mal oder waren sie solch gute Talente, dass sie ihre Nervosität so gut verbergen konnten?

Mach dich nicht verrückt, Xelif, du schaffst das! Das wäre doch gelacht!

Und wie er es schaffen würde! Xelif würde nicht klein bei geben und sein Versprechen einhalten! Als der Moderator das Startsignal gab, wurden die Pokémon gerufen. 

»Dein Auftritt, Shidra, los geht’s!«, rief Xelif und damit sein Pokémon aus dem Ball. Auch die anderen holten ihre Pokémon hervor. Soul rief Alice, sein Kramshef, was eine ziemlich gute Wahl sogar war. Denn der Brillenträger setzte ein Megalon für den Kampf ein, so dass Soul mit seiner Alice schon einmal einen Typenvorteil besaß.

»Sehr gut.«

Anders als beim Pokémon von dem riesigen Typen. Sowohl Soul als auch Xelif standen angespannt dar und musterten das riesige Pokémon, was gerufen wurde. Riesig in dem Sinne, dass es über zwei Meter groß war und dadurch eine beeindruckende Stärke ausstrahlte.

»Was ist das?«, wollte Xelif wissen und sah Soul fragend an. Bisher kannte Xelif noch nicht alle Pokémon aus Kalos, dementsprechend kam ihm jenes hier nicht bekannt vor. Soul hingegen wusste, worum es sich handelte, wirkte aber nicht begeistert darüber.

»Das ist ein Monargoras. Ein fossiles Pokémon, wie es heißt«, erklärte Soul und sah dabei zu, wie das urzeitliche Pokémon seine kräftigen Käfer aufeinander schlug. Die Zuschauer um sie herum jubelten oder sogen zischend die Luft ein. Sie waren von der massigen Gestalt beeindruckt. 

»Ein Gesteins- und Drachen-Pokémon. Wir müssen aufpassen, das wird eine harte Nuss sein«, sprach Soul weiter und beäugte Shidra, das Pokémon von Xelif. Auch jenes war beeindruckend. Einige der Zuschauer betrachteten es voller Neugier, besonders die Damen schienen angetan zu sein.

»Hätte nicht erwartet, dass du ein Milotic besitzt«, meinte Soul trocken zu seinem Kampfpartner. Xelif begann zu grinsen.

»Nicht? Aber ich komme aus Hoenn, ist doch klar, dass ich … «, begann Xelif zu antworten, wurde aber unterbrochen.

»Wollt ihr noch länger quatschen oder kämpfen wir jetzt endlich?«, brüllte der Riese und hetzte sein Monargoras direkt auf seine Gegner. Etwas plump durch die Masse, aber doch schneller als erwartet, setzte sich das große Pokémon in Bewegung, dass die Erde nur so erbebte. Mit einem Brüllen rannte es direkt auf Shidra zu, die Kiefer weit aufgesperrt. Sollte das eine Knirscher-Attacke werden? 

»Schutzschild!«, hörte Xelif Soul neben sich rufen, noch bevor er selbst auf den Gegner reagieren konnte. Alice, das Kramshef von Soul kam vom Himmel herab gestürzt, da es bisher weit oben geflogen war und erschuf eine unsichtbare Mauer zwischen Xelifs Milotic und dem anstürmenden Monargoras. Es prallte direkt gegen diese Mauer und brüllte wütend auf. Mit funkelnden Augen visierte Monargoras das fliegende Kramshef an. Es war wie eine Warnung, wenn es ihm zu nahe kam, dass es das Federvieh fressen würde. 

»Wir müssen vorsichtig sein«, meinte Soul konzentriert und ließ weder Monargoras noch das feindliche Megalon aus den Augen.

»Weiß ich, das wird kein leichter Gegner. Aber schwach sind wir auch nicht!«, sagte Xelif voller Zuversicht.

»Ich bin dran! Shidra! Setz Regentanz ein!«, wies er sein Wasser-Pokémon an. Milotics schlanke Gestalt bewegte sich. Es wand sich über den Boden, bäumte sich auf und begann einen schlangenhaften und zauberhaften Tanz aufzuführen, der nicht nur dafür sorgte, dass sich Wolken am Himmel bildeten, sondern auch die Zuschauer verzückte. Milotic gehörte nicht ohne Grund zu den schönsten Pokémon. Seine Eleganz und Anmut war bei vielen sehr beliebt. 

»Was hast du vor?«, wollte Soul wissen, als er den ersten Regentropfen abbekam. Regen war bei ihm nicht gerade beliebt, aber vermutlich war dieser jetzt sogar ganz nützlich.

»Du hast gesagt, das da wäre ein Gesteins-Pokémon!?« Xelif deutete auf Monargoras.

»Stein ist anfällig auf Wasser.« Mit einem breiten Grinsen sah Xelif Soul an, der ihm zunickte. Drachen-Pokémon waren zwar nicht so anfällig auf Wasser, aber indem Xelif mit dem Regentanz dafür sorgte, dass Wasser vom Himmel fiel, würden auch weitere Wasser-Attacken verstärkt werden. So die Theorie, wie gut sich das in der Praxis gegenüber Monargoras umsetzen ließ, war noch nicht klar. 

Der Regen nahm zu und schüttete auf sie herab. Keines der Pokémon ließ sich davon beirren, auch Monargoras nicht, dass die ganze Zeit grummelte und knirschte. Es war begierig darauf seine Gegner zu plätten. Als der Schutzschild von Alice wieder nach ließ, zögerte es keine Sekunde und stürmte erneut voran, doch so einfach ließ sich Shidra nicht von Monargoras treffen. Es wich immer wieder aus, egal wie sehr das fossile Pokémon auf es los gehen wollte. Selbst mit der Rute versuchte es zu zuschlagen, doch ganz knapp schaffte es Shidra auch dieser Attacke auszuweichen. Dennoch wurde es immer mehr bedrängt. 

»Milotic darf nicht aus dem Kampfbereich, sonst verlierst du!«, warnte Soul Xelif, da sein Wasser-Pokémon immer mehr an den Rand gedrängt wurde. Für ein Wasser-Pokémon war es nur natürlich ins nasse Element zu springen, das wusste auch Xelif. Genau deswegen befahl er Milotic das nicht zu tun. Wenn es dem Fluchtinstinkt nachgab und sich in den Fluss stürzte, hätte er verloren, zumindest das erste Pokémon. Soweit durfte es nicht kommen! 

»Shidra, benutz deinen Nassschweif!«, rief Xelif zu seinem Milotic, das sofort reagierte. Mit seinem langen Schwanz holte es kräftig aus, der von einem feuchten Wassermantel umgeben war und mit voller Härte gegen Monargoras prallte. Jenes Pokémon brüllte auf und taumelte zurück, denn der Treffer ging direkt gegen den mächtigen Oberschenkel. So stark es auch war und so viel es auch einstecken konnte, so war ein solcher Treffer auch schmerzhaft. Shidra warf sogar noch eine Aquawelle hinterher, so dass Monargoras weiter zurück gedrängt wurde, aber besiegt war es deswegen noch nicht. Außerdem mischte sich Megalon ein. Aus dem Hinterhalt setzte es eine Psychokinese ein. Shidra hatte keine Chance darauf rechtzeitig zu reagieren und wurde direkt getroffen, indem es wie von einer unsichtbaren Hand in die Luft gehoben wurde. Wenn das alles wäre, würde sich Xelif nicht so viele Sorgen machen, doch er erkannte in Shidras Gesicht, dass sie Schmerzen erlitt. Die Psycho-Attacke traf sie direkt und verursachte Schaden, obgleich man nicht viel sehen konnte. Ja, Psycho-Attacken konnten richtig fies sein. Xelif kannte sich gut mit ihnen aus.

»Alice!« Es war wieder das Kramshef von Soul, welches Shidra zu Hilfe eilte und mehrfach mit seinem Nachthieb auf Megalon einschlug. Dadurch wurde seine Konzentration gestört und Milotic kam von der Psychokinese frei. Aufatmen konnten allerdings Xelif und auch Shidra nicht. Kaum war Shidra frei gekommen, war Monargoras schon wieder da und biss mit seinem Kiefer mächtig zu. Shidra brüllte vor körperlichen Schmerzen auf, als sich die scharfen Zähne in den Leib bohrten. Xelif brüllte ebenfalls auf und versuchte Shidra dazu zu bringen eine weitere Attacke einzusetzen, damit es sich wehrte. Aber das schien nicht sonderlich einfach zu sein. 

»Verdammt, Shidra!« Es stand nicht gut um das Milotic. Die Zuschauer atmeten entsetzt auf, zischten und manche feuerten auch an. Die meisten waren auf der Seite des Schönheits-Pokémon, doch ein paar jubelten auch wegen Monargoras Stärke. Xelif hatte dafür keine Zeit. Er musste sich etwas einfallen lassen, wie er Shidra aus dem schrecklichen Kiefer wieder heraus bekam, denn Alice konnte diesmal nicht helfen. Das Kramshef war damit beschäftigt gegen Megalon zu kämpfen. Vom Typ her hatte es keine Befürchtungen, denn die Psycho-Attacken wirkten gegen ein Unlicht-Pokémon nicht. Doch der Brillenträger war schlau genug gewesen seinem Pokémon auch andere Attacken beizubringen und so musste sich Alice gegen elektrische Attacken wehren. Eine Donnerblitz-Attacke nach der anderen wurde von Megalon abgefeuert, so dass auch Alice nun aussah, als wäre sie im Nachteil. Soul knirschte tatsächlich mit den Zähnen, doch noch war er nicht aus der Ruhe gebracht worden. 

Um Shidra stand es ebenfalls nicht gut, doch sie konnte endlich eine weitere Attacke einsetzen. Zuerst versuchte sie es mit einer Aquawelle und obwohl sie direkt in das Gesicht von Monargoras traf, wollte das Pokémon sie nicht los lassen. Dennoch schien die Biss-Attacke ein wenig gelockert worden zu sein, so dass Shidra dazu kam wieder ihren Schweif besser zu bewegen. Xelif erkannte diese winzige Chance sofort und nutzte sie aus.

»Drachenrute!« Auch er war schlau genug gewesen seinem Pokémon verschiedene Attacken beizubringen und das war nun sein und vor allem Shidras Glück. Die Drachenrute war nicht mit voller Kraft eingesetzt, denn Shidra hatte zu starke Schmerzen, aber sie reichte aus, um sich befreien zu können. Monargoras wurde am Kopf getroffen und brüllte auf, so dass Shidra frei kam. Sie plumpste auf den Boden und schlängelte sich weg. Blut lief an ihrem schlanken Körper herab, was besorgniserregend aussah. Aber auch dafür hatte Xelif vorgesorgt gehabt. 

»Shidra, nutze deinen Wasserring, um dich zu heilen!« Shidra wartete nicht lange ab und ließ den Wasserring sofort um sich herum entstehen. So hüllte sie sich in das nasse Element. Der Regen, der immer noch anhielt verstärkte den Effekt und Shidra konnte sich von der schlimmen Knirscher-Attacke wieder erholen. Nach und nach heilte sie sich, zwar noch nicht komplett, denn Monagoras wurde bereits wieder auf sie gehetzt, aber doch so weit, dass sie nicht mehr ganz so entkräftet wirkt. 

»Noch einmal Drachenrute!« Diesmal wurde die Attacke mit größerer Kraft ausgeführt, dennoch war Monargoras kein leichter Gegner. Auch dieses Pokémon beherrschte diese Attacke. Sein Trainer wies ihn ebenfalls an Drachenrute einzusetzen und so prallten beide Schweife fest gegeneinander. Auf den ersten Blick sah es aus, als würde es zu einem Unentschieden kommen, doch dann knickte Shidra ein und wurde von Monargoras zurück geworfen.

»Nein!« Als wäre das nicht genug, hetzte Monargoras Shidra hinterher und verpasste ihr eine weitere Drachenrute, dass sie direkt vom Kampfplatz katapultiert wurde und in den Fluss fiel.

»Shidra!« Zum Glück war Xelifs Pokémon vom Typ Wasser. Er machte sich weniger Sorgen darum, dass sein Pokémon untergehen könnte, als viel mehr, dass ihm die Wunden zu sehr zusetzen könnten.

»Milotic ist außerhalb des Kampfplatzes und scheidet damit aus«, verkündete der Moderator. Unruhe herrschte im Publikum. Viele fanden das unfair, aber so waren nun einmal die Regeln. Xelif war bis zum Rand gelaufen und betrachtete die Wasseroberfläche. Wo war sein Pokémon? Er machte sich solche Sorgen, dass er nicht mitbekam, was auf dem Kampfplatz weiter vor sich ging. 

 

Mit einer weiteren Unlicht-Attacke konnte Alice das Megalon noch besiegen, aber die Elektro-Attacken hatten dem Kramshef ebenfalls zugesetzt. Der Moderator verkündete in diesem Augenblick, dass Megalon besiegt war, als Monargoras sich von seinem ersten Gegner, der ins Wasser gefallen war, abwandte und sich auf Alice stürzte. Oder sollte man besser sagen sie mit einer fiesen Antik-Kraft-Attacke angriff? Die Stein-Attacke sorgte dafür, dass Alice von einem Felsbrocken getroffen und zu Boden geschleudert wurde. Soul hatte keine Gelegenheit gehabt darauf zu reagieren. Der Angriff war unerwartet und schnell gekommen, dass nicht nur Megalon, sondern auch Alice als besiegt erklärt wurden. Monargoras war das einzige noch kampffähige Pokémon auf dem Feld und für Xelif und Soul sah es derzeit nicht gut aus. Das war ein echtes Problem. Der Riese lachte triumphierend auf. Er war sich sicher, dass er mit seinem Pokémon gewinnen würde. Momentan sah es auch sehr danach aus, doch noch war nichts entschieden. Die anderen konnten jeweils noch ein Pokémon einsetzen. Der Brillenträger tat dies auch sofort und rief sein Noktuska aus dem Ball. Es war ein Pflanzen- und Unlicht-Pokémon, welches Xelif bekannt vor kam. Jener hatte Shidra zurück in den Ball gerufen, als es an der Oberfläche des Flusses wieder aufgetaucht war. Jetzt stand er erneut neben Soul, der ihn nachdenklich musterte.

»Wie geht’s Shidra?«, wollte er von ihm wissen.

»Ziemlich angeschlagen, aber jetzt kann sie sich erst einmal ausruhen«, antwortete Xelif, der in den Himmel hinauf sah. Der Regen hatte nachgelassen und die Sonne kam wieder zum Vorschein. 

»Was machen wir mit Monargoras?«, stellte Soul die nächste Frage und musterte mit leicht zusammen gekniffenen Augen das gefährliche Pokémon. Es hatte zwar einige Kratzer abbekommen, denn Milotic war nicht schwach gewesen. Aber es stand noch auf beiden Beinen und war bereit weiter zu kämpfen.

»Überlass es mir«, sagte Xelif. Normalerweise wäre Soul beunruhigt, doch Xelif strahlte eine unverkennbare Ruhe aus, die sagte, dass er genau wusste, was zu tun war.

»Gut, dann kümmere ich mich um dieses Pflanzending.« Soul deutete auf Noktuska. Er kannte es nicht, da er nie in Hoenn gewesen war, aber er hatte sich allein vom Aussehen schon überzeugen können, dass es eine Pflanze sein musste.

»Tu das, aber pass auf. Ich habe schon einige Noktuska daheim gesehen, die Nadelrakete einsetzen können«, warnte Xelif seinen Kampfgefährten, der daraufhin tatsächlich ein leichtes Grinsen zeigte.

»Kein Problem, mit Käfern kenne ich mich aus. Die zerdrücke ich einfach«, kommentierte er. Die jungen Männer waren sich einig, dass sie den Kampf gewinnen wollten, nickten sich zu und riefen sodann ihre Pokémon, damit sie das hier beenden konnten. 

»Dael, Feuerkraft ist gefragt!« Soul ließ seinen längsten und treusten Begleiter aus dem Pokéball. Es war niemand anderes als sein Hunduster, welches seit mehreren Jahren schon an seiner Seite war. Auch wenn es für manch einen nicht so aussah, aber Dael war bereits ausgewachsen und gut trainiert von Soul. Er wusste genau, wie er sein Pokémon in den Kampf schicken konnte und er wusste auch, dass er sich auf seinen Freund sehr gut verlassen konnte. Zwar hatte sich Dael bislang nicht entwickelt, aber das bedeutete nicht, dass er schwach gegenüber den anderen war.

Xelif tat es ähnlich wie Soul. Er rief seinen langjährigen Freund und damit ebenfalls sein aller erstes Pokémon. Es war Xen, sein Meditalis. Es hatte sich schon damals in Hoenn aus einem Meditie entwickelt gehabt. Xelif war sich sicher, dass er mit seinem Kampf- und Psycho-Pokémon Monargoras besiegen konnte! Auch wenn dieses wieder wütend aufbrüllte und mit seinen scharfen Klauen am Fuß auf dem Boden herum scharrte. Es war gefährlich. Ein Fehler und sie könnten einpacken. Der Moderator sah zu beiden Seiten und gab den Kampf frei. Ohne Zögern war es erneut Monargoras, das sich vollkommen in die Breschen stürzte und angriff. 

»Dael, ignoriere das große Monster«, rief Soul seinem Freund zu. Das Hunduster lief los und rannte an dem fossilen Pokémon vorbei, welches ein wenig irritiert davon wirkte. Da Dael sehr viel kleiner war, war es ein Leichtes für ihn flink genug auszuweichen und Monargoras abzuschütteln, welches gar keine Lust hatte dem flinken Läufer nachzueilen. Stattdessen stürzte es sich lieber auf Meditalis. Xen stand mit verschränkten Händen da, ein Bein angewinkelt und die Augen geschlossen. Es war hochkonzentriert und Xelif tat nichts, um einen Befehl zu geben. Er wartete vorerst nur ab.

Derweil hatte Dael das fremde Noktuska erreicht, was wie von Xelif erwartet, sofort eine Nadelrakete abfeuert, kaum, dass Hunduster in der Nähe war. Aber auch da zeigte sich wie flink Dael war. Gekonnt wich er jeder Nadel aus und wurde nicht getroffen. Der Brillenträger ärgerte sich, aber aufgeben tat er deswegen noch nicht.

»Du wirst mich nicht nochmal besiegen!«, rief er Soul aufgebracht zu. Es hatte ihm offenbar gereicht, dass sein Megalon schon gegen Kramshef verloren hatte. Noch so eine Niederlage wollte er sich nicht bieten lassen. Soul hatte allerdings nicht vor zu verlieren. Er würde das Noktuska besiegen, so oder so. 

Der Brillenträger wies sein Pokémon dazu an Verwurzler einzusetzen. Dadurch konnte sich zwar Noktuska nicht mehr großartig weg bewegen, aber es würde Nährstoffe aus dem Boden saugen können, um sich dadurch zu regenerieren. Soul fand diese Taktik zwar überflüssig, aber sollte er mal nur machen. Auch die folgende Nietenranke konnte Dael nicht abhalten, obwohl man zugeben musste, dass Hunduster getroffen und weggeschleudert wurde. Natürlich war das schmerzhaft, aber Soul beobachtete sein Pokémon sehr genau. Es besaß noch genug Kraft und war noch lange nicht besiegt. 

Auch bei Monargoras und Meditalis tat sich einiges. Während das fossile Pokémon versuchte Meditalis zu treffen, wich jenes immer wieder aus und zwar immer kurz bevor es getroffen wurde. Es kam zu keinem Gegenschlag, war hoch konzentriert und schien Kräfte für einen späteren Angriff zu sammeln. Xelif gab bislang auch keinen anderen Befehl, was Soul schon ein wenig verwirrte. Doch er ließ ihn machen. Schließlich wollte sich Xelif um Monargoras kümmern und so viel Vertrauen musste Soul ihm zugestehen, denn sonst würden sie hier nicht kämpfen können. 

»Jetzt reicht es mir!«, hörten sie den Brillenträger kreischen, der offenbar seine Geduld verloren hat. 

»Sandsturm, los, los, looooos!«, wies er sein Noktuska an, welches seinen Verwurzler auflöste. Dael hatte noch keinen richtigen Angriff gestartet. Bisher war auch er nur immer wieder ausgewichen, um sich nicht noch einmal von Nietenranke oder Nadelrakete treffen zu lassen. Ob sich daran jetzt was ändern würde? Noktuska begann sich auf der Stelle zu drehen und zwar so schnell, dass es Staub und Dreck aufwirbelte und immer mehr den Sandsturm entstehen ließ. Die Menschen japsten oder schrien auf. Viele hielten sich die Arme vor die Augen, um sich vor dem Sand zu schützen. Die einzigen, die sich vom Sandsturm nicht beeinträchtigen ließen, waren Noktuska selbst, denn es war ein Wüsten-Pokémon, das mit solchen Bedingungen zurecht kam, und Monargoras, welches ein Gesteins-Pokémon war und sich deshalb am Sand nicht störte. 

Anders war es bei Meditalis und Hunduster. Beide blieben an Ort und Stelle stehen und duckten sich weg. Der Sand piekste in den Augen und setzte sich an der Nase fest. Das war vor allem für Dael unangenehm. 

»Mist«, hörte Soul neben sich Xelif fluchen. Auch sie hielten sich den Arm vor das Gesicht, um sich vor dem Sandsturm zu schützen. 

»Es wird schwer die Gegner zu treffen, wenn wir nichts sehen können«, sagte Xelif und versuchte sich zu überlegen, wie er und Xen mit dem Sandsturm zurecht kamen und dabei auch noch gegen Monargoras erfolgreich kämpfen konnten. Apropos, als wäre der Sturm nicht schlimm genug, konnte Xelif nur nebelhaft das Aufleuchten der Augen von dem Drachen-Pokémon erkennen. Seine Schritte waren immer noch schwer, weswegen man es hörte und es näherte sich unaufhörlich Xen. Wenn der mächtige Kiefer Xen erwischte, hatten sie ein echtes Problem.

»Überlass das uns«, meinte Soul, doch Xelif wusste nicht genau, was er damit meinte, bis er weitere Worte vernahm.

»Dael? Dael!« Mehrfach rief Soul nach seinem Pokémon, bis er ihn aufjaulen hörte. Das Zeichen, dass Dael ihn hörte und auf sein Kommando wartete.

»Sonnentag!«, rief Soul und wartete ab, was passierte. Xelif war überrascht. Sonnentag? Die Menschen bekamen heute eine ganze Menge zu sehen, vor allem die unterschiedlichen Wetterlagen. Fehlte nur noch, dass gleich ein Hagelsturm aufkam! Aber der Sonnentag war wirklich genial! Zwar sah Xelif nicht, wie Dael diesen einsetzte, doch der Sturm nahm ab, bis die Sonne komplett durchkam und den Sturm vertrieben hatte. Heiß und intensiv strahlte die Sonne am Himmel und ließ so manchen ins Schwitzen kommen. Die Sicht war wieder klar und der kleine Brillenträger ärgerte sich maßlos. Wieso konnten die gegnerischen Pokémon ebenfalls das Wetter beeinflussen? Das war schlecht und er wusste, selbst wenn er wieder Sandsturm einsetzen würde, würde das Hunduster kommen und einen Sonnentag herauf beschwören.

»Genial!«, rief Xelif begeistert auf und sah, wie Dael noch aus der letzten Sandsturmwolke gesprungen kam und direkt auf Noktuska los ging. Das Pokémon hatte gar keine Gelegenheit sich in Deckung zu bringen. Dael setzte seinen mächtigen Flammenwurf ein und ließ das Pflanzen-Pokémon in Feuer aufgeben. Es kreischte auf, rannte hin und her bis es vom Kampfplatz in den Fluss stürzte, um Linderung zu finden. Mit offenem Mund stand sein Trainer da und wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

»Erledigt«, war alles, was Soul dazu sagen konnte. Er war zufrieden. Schneller hätte es gar nicht ablaufen können. Noktuska wurde vom Moderator offiziell als besiegt erklärt, doch noch immer standen sie Monargoras gegenüber!

»Jetzt sind wir dran, Xen!«, rief Xelif, der Soul in nichts nachstehen wollte. Es wurde Zeit, dass sie Monargoras endlich besiegten. Xelif riss seinen rechten Arm in die Höhe. Zuerst dachte Soul, dass er einfach euphorisch sein Pokémon in den Kampf schicken wollte, doch als er an dessen Handgelenk ein Aufleuchten sah, musste Soul genauer hinsehen.

»Was?« Xelif überraschte nicht nur Soul, sondern auch viele anderen, als er Xen dazu brachte eine Entwicklung zu vollziehen. Nicht nur irgendeine, sondern eine Mega-Entwicklung! Über diese Form war bisher noch nicht so viel bekannt, doch sie wurde im Verlauf der letzten Zeit immer häufiger beobachtet, besonders bei starken Trainern, die ein enges Band mit ihren Pokémon besaßen. Gehörte Xelif etwa auch zu denen? Soul war verblüfft, denn damit hatte er nicht gerechnet. Meditalis verwandelte sich vor ihrer allen Augen in seine Mega-Form. Nun trug es einen weißen Turban auf dem Kopf und wirkte noch kampfbereiter als jemals zuvor.

»Zeit, dass wir dieses Pokémon besiegen. Xen! Setz deinen Eishieb ein!« Sofort reagierte Xen auf das Kommando und stürmte los. Der grobschlächtige Riese glaubte seinen Augen kaum. Er bekam es nicht einmal hin einen Befehl zu erteilen, weswegen auch Monargoras zu langsam war, um zu reagieren. Es wurde von der Eis-Attacke am Kiefer getroffen und taumelte zurück. Viele waren überrascht, wie heftig dieser Schlag war, denn Meditalis war um einiges kleiner als das fossile Pokémon! Dennoch stolperte es zurück, was kein Grund war Gnade walten zu lassen. Xelif schickte seinen Freund in die nächste Attacke. Mega-Meditalis sprang mit unglaublicher Kraft in die Luft und verpasste Monargoras einen so heftigen Turmkick, dass es einfach zu Boden ging. Der Kampfplatz nahm dadurch auch Schaden. Der Boden brach auf und wurde teilweise zerstört. Monargoras gab ein tiefes Brummen von sich, welches sich schmerzhaft anhörte. Außerdem versuchte es nach diesem Treffer wieder aufzustehen, doch jetzt wo es lag, war es zu entkräftet und schaffte es nicht mehr wieder auf die Füße zu kommen. Damit war auch dieses besiegt. Zwei Attacken von Mega-Meditalis hatten ausgereicht, um es außer Gefecht zu setzen. Soul war beeindruckt und nicht nur er. Gut, Milotic hatte zuvor schon Monargoras angegriffen gehabt, aber man hatte deutlich sehen können, dass Meditalis nicht schwach war. 

Xelif war zufrieden und verschränkte die Arme vor der Brust, doch er gab mit dem Sieg nicht an. Wie könnte er auch? Zum einen mussten sie noch ein weiteres Pokémon besiegen und zum anderen war kurz zuvor seine Shidra von Monargoras besiegt worden! Auch wenn er stolz auf den Sieg war, so hätte es anders ablaufen müssen; war es aber nicht.

»Was ist nun? Dein zweites Pokémon, ruf es!«, rief Xelif seinem Gegner zu, der immer noch mit offenem Mund dastand und offenbar seine erste Niederlage noch verdauen musste. Auch der Moderator wartete darauf, wie auch das Publikum, damit der Kampf zu Ende gebracht werden konnte.

»Er hat keines … «, nuschelte der Brillenträger, weil der Riese keine Antwort gab und auch kein weiteres Pokémon rief. Er stand wie angewurzelt da. Der Moderator musste erst einmal noch nachfragen, ehe wirklich klar wurde, dass es kein zweites Pokémon geben würde, was in den Kampf geschickt wird. Das erstaunte alle. 

»Ich … hab nie … «, stotterte der Riese unhörbar für die anderen vor sich hin. Immer hatte er mit Monargoras gewinnen können. Wie hatte das passieren können, das so ein kleiner Glimpf einfach daher kam und ihn besiegte? Und dann auch noch eine Mega-Entwicklung bei seinem Pokémon auslöste! 

Da der Kampf auf diese Weise entschieden worden war und es keine weiteren kampfbereiten Pokémon vom gegnerischen Team mehr gab, verkündete der Moderator, dass Xelif und Soul gewonnen hatten. Das Publikum um sie herum begann zu jubeln und zu applaudieren. Sie hatten sich heute eindeutig bewiesen und vor allem Xelif hatte viele beeindruckt dank seinem besten Freund Xen. Eben jener kam auf Xelif zugeschritten und verwandelte sich wieder zurück.

»Das hast du super gemacht!«, sagte Xelif begeistert und schlug mit Xen freundschaftlich ein. Sie waren das perfekte Team. 

»Nicht schlecht«, gestand auch Soul und wurde von Xelif angegrinst.

»Werd aber jetzt bloß nicht größenwahnsinnig!«

»Ha ha, nein, das nicht. Aber Dael war auch super mit seinem Sonnentag. Das hätte echt noch in die Hose gehen können.« Xelif sah zu Hunduster hinab, welches neben Souls Beinen saß.

»Gut gemacht!«, lobte Xelif Dael, der kurz bellte.

 

Beide Trainer verließen den Kampfplatz, kamen aber nur bis zum Rand. Das blonde Mädchen stand dort und wirkte sehr glücklich. Weniger wegen dem Sieg der beiden, als vielmehr darüber, dass ihre kleine Koa zurück in ihren Armen war und sie an sich drückte.

»Vielen Dank, dass ihr mir Koa zurück gebracht habt«, bedankte sich die Blonde bei den beiden, die bei ihr standen und das waren keinesfalls die Grobiane, die Xelif und Soul besiegt hatten.

»Keine Ursache. Pass gut auf Koa auf«, antwortete eine brünette Dame, die ganz in schwarz gekleidet war. Das Mädchen nickte ihr zu, winkte auch noch mal Xelif und Soul zu und verschwand dann im Schloss. 

»Louna?«, fragte Xelif überrascht. Tatsächlich stand sie hier da, an ihrer Seite Arcus, ihr treues Fukano. Außerdem stand neben ihr May, die die Hand hob und Soul und Xelif angrinste.

»Hallihallo, super Kampf, ihr beiden! Ach und alles Gute zum Geburtstag, Xelif!« Als der Genannte überrascht drein sah, grinste May nur noch mehr und auch Louna kicherte. 

»W-woher … ?«, wollte Xelif wissen, aber als Antwort bekam er nur, dass es ihr Geheimnis war. Soul sah Xelif von der Seite an. Er hatte nicht gewusst, dass er Geburtstag hatte, aber er hatte ja auch gar nichts gesagt.

»Tja, also, ähm, danke … schätze ich«, meinte Xelif und kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf.

»Jaaaa, und wenn wir schon einmal hier sind, können wir auch deinen Geburtstag gleich feiern!«, schlug May vor.

»Und euren Sieg natürlich auch! Der Kampf war echt beeindruckend!«, fügte Louna hinzu, hockte sich hin und streichelte Dael liebevoll über den Kopf, denn er war gleich zu ihr gekommen. Sie kannte das Hunduster dank Soul nun schon besser und Dael mochte sie. Das machte alles um einiges leichter.

»Genau, und Xelif lädt uns ein!«, sagte May und erntete tosenden Beifall von Louna. Selbst Soul, der sich sonst zurückhaltend gab, klopfte Xelif auf die Schulter und grinste ihn vielsagend an. Diesem stand nur der Mund offen.

»E-einladen? W-was? Aber … !«, versuchte er halbherzig zu protestieren.

»Versuch erst gar nicht aus der Nummer heraus zu kommen!«, kommentierte Soul. Xelif würde nichts anderes übrig bleiben. Aber mal im Ernst? War es nicht schön gemeinsam mit seinen Freunden den eigenen Geburtstag zu feiern? Außerdem bot sich das Kampfschloss sehr gut dafür an, denn hier gab es eine Menge leckeres Essen, von denen sie profitieren konnten.

 

Guten Appetit und alles Gute zum Geburtstag!